Politik

Rotes Kreuz darf wohl nach Baba Amr Armee bombardiert Rastan

"Geh raus, Bashar" steht in gebrochenem Englisch auf einer Wand in  Idlib im Norden Syriens.

"Geh raus, Bashar" steht in gebrochenem Englisch auf einer Wand in Idlib im Norden Syriens.

(Foto: AP)

Die Truppen des syrischen Machthabers Assad marschieren weiter. Seit dem Morgen bombardieren sie Rastan, eine weitere Hochburg der Freiheitskämpfer. Rastan liegt nahe der Stadt Homs, in der weiterhin heftige Kämpfe stattfinden. Helfern des Roten Kreuzes wird nun offenbar doch gestattet, den zerstörten Stadtteil Baba Amr in Homs zu betreten. China und die Türkei fordern ein Ende der Gewalt in Syrien.

Nach dem Großangriff auf die umkämpfte syrische Stadt Homs bombardiert die Armee offenbar nun auch die nahegelegene Rebellenhochburg Rastan. Wie der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, mitteilt, werden seit dem Morgen Stellungen der Freien Syrischen Armee im Norden der Stadt "heftig" beschossen. Die Stadt, die nur 20 Kilometer von Homs entfernt ist, war nach Angaben eines Offiziers der überwiegend aus Deserteuren bestehenden Truppe seit Anfang Februar in der Hand der Rebellen.

Nachdem die syrische Armee am Donnerstag das umkämpfte Stadtviertel Baba Amr in Homs eingenommen hatte, waren viele Oppositionelle davon ausgegangen, dass als nächstes die Städte Rastan und Kusseir im Zentrum des Landes angegriffen werden, die zu großen Teilen von den Rebellen kontrolliert werden.

Mitarbeiter des "Roten Halbmndes" tragen den Sarg der getöteten US-Journalistin Marie Colvin.

Mitarbeiter des "Roten Halbmndes" tragen den Sarg der getöteten US-Journalistin Marie Colvin.

(Foto: dpa)

Unterdessen wurden die Leichen der beiden in Homs getöteten Journalisten einem Bericht des US-Nachrichtensenders CNN zufolge an westliche Diplomaten übergeben. Wie Vertreter des Roten Kreuzes mitteilten, wurde die Leiche der Amerikanerin Marie Colvin von syrischen Behörden polnischen Diplomaten ausgehändigt. Polen nimmt die Interessen der USA in Syrien wahr. Die Leiche des französischen Fotografen Rémi Ochlik sei französischen Diplomaten übergeben worden.

Rotes Kreuz hofft auf Zugang nach Baba Amr

Derweil erhält nach tagelangen Verhandlungen mit der syrischen Regierung das Rote Kreuz nun offenbar doch Zugang zu dem zerstörten Stadtviertel Baba Amr in der Oppositionshochburg Homs. "Wir haben grünes Licht, wir hoffen, reinzukommen, wir hoffen, dass heute der Tag ist", sagte IKRK-Sprecher Saleh Dabbakeh.

"Wir machen uns sehr große Sorgen um die Menschen in Baba Amr", so Dabbakeh. Die monatelange Belagerung schnitt das Gebiet weitgehend von der Versorgung mit Öl, Lebensmitteln und medizinischer Versorgung ab. Der Aktivist Abu Imad sagte, dass Regime-treue Milizen weiterhin die Bevölkerung in dem Stadtteil "terrorisierten" und junge Männer hinrichteten. Aus diesem Grund seien die Rettungskräfte auch bislang nicht in das Gebiet gelassen worden. Zuvor hatte bereits UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die syrische Regierung aufgefordert, .

Regime richtet Deserteure hin

Nach UN-Schätzungen mussten seit Beginn der Aufstände bereits über 7500 Menschen in Syrien ihr Leben lassen.

Nach UN-Schätzungen mussten seit Beginn der Aufstände bereits über 7500 Menschen in Syrien ihr Leben lassen.

(Foto: REUTERS)

Auch in anderen Landesteilen gingen die Kämpfe weiter. Das oppositionelle syrische Netzwerk für Menschenrechte berichtete, dass 44 fahnenflüchtige Soldaten in der Provinz Idlib hingerichtet worden seien. Von unabhängiger Seite gab es zunächst keine Bestätigung. Wegen der vom Assad-Regime verhängten Medienblockade ist es schwierig, Meldungen aus dem Land zu überprüfen.

In der Provinz Hama wurden nach Angaben von Aktivisten mehrere Dörfer von Regierungstruppen gestürmt. Dabei seien mehr als 50 Menschen verhaftet worden.

Die Organisation Human Rights Watch (HRW) erklärte nach der Auswertung von Satellitenbildern und Zeugenaussagen: "Die neuen Bilder und Augenzeugenberichte zeigen, dass durch den Beschuss weite Teile zerstört wurden, Hunderte Menschen starben und unzählige verletzt wurden." Deutlich werde auch "das Ausmaß einer ungezügelten Brutalität in Baba Amr". Die Aufnahmen aus dem All, die aus einer zivilen Quelle stammten, zeigten 950 Krater von Granateneinschlägen in dem Viertel.

Seit Beginn des Aufstands gegen Präsident Baschar al-Assad vor einem Jahr sind nach UN-Schätzungen mehr als 7500 Menschen getötet worden. Menschenrechtler gehen von allein 700 Toten im vergangenen Monat in der Stadt Homs aus.

Türkei schließt Bewaffnung der Opposition nicht aus

Bei einer Konferenz in Istanbul forderte der türkische Außenminister Davutoglu, es müsse international Einigkeit im Vorgehen gegen die Führung von Präsident Assad geben, sonst werde diese weitere schwere Verbrechen begehen. Einsätze des Militärs, bei denen in Syrien mit scharfer Munition auf Demonstranten gefeuert und Wohnviertel mit Artillerie beschossen werden, seien selbst im Krieg verboten, sagte Davutoglu. Nach türkischen Medienberichten schließt er inzwischen auch eine Bewaffnung der syrischen Opposition nicht mehr aus.

Auch China hat die syrische Führung und die anderen Konfliktparteien zu einem sofortigen Ende der Gewalt aufgefordert. Jegliche Gewalt, insbesondere "gegen unschuldige Zivilisten", müsse unverzüglich, vollständig und ohne Vorbedingungen beendet werden, hieß es in einer Erklärung des Außenministeriums in Peking. Die syrische Regierung und jene Kräfte mit "politischen Bestrebungen" in Syrien wurden darin zum Dialog aufgefordert.

Zugleich bekräftigte Peking seine Ablehnung einer internationalen Intervention in Syrien. China und Russland hatten gegen die beiden letzten Syrien-Resolutionen des Sicherheitsrats ihr Veto mit der Begründung eingelegt, darin werde nur die Gewalt der syrischen Sicherheitskräfte, aber nicht die der Rebellen verurteilt.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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