Nach Rauswurf aus Pegida-Bewegung Bachmann wirft Festerling Spaltung vor
16.06.2016, 10:08 Uhr
Zwei an der Spitze sind einer zu viel: Tatjana Festerling und Lutz Bachmann.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die fremdenfeindliche Pegida-Bewegung verliert mit Tatjana Festerling eine radikale Wortführerin - zu radikal für Lutz Bachmann. Der bastelt seit Monaten an seiner Pegida-Partei und will mit der AfD koalieren. Musste Festerling gehen, weil sie nicht mitzog?
Erst am Mittwoch war bekannt geworden, dass sich Pegida von seiner einstigen Frontfrau Tatjana Festerling trennt - nun heuert die 52-Jährige offenbar fest beim Leipziger Ableger der islam- und fremdenfeindlichen Bewegung an. Am 4. Juli will Festerling erneut auf einer Legida-Demonstration sprechen; gemeinsam mit ihrem Vertauten Edwin Wagenveld, der den Pegida-Wortführern zuvor via Facebook "eine Tirade aus Lügen, Unterstellungen und Verleumdungen" gegen Festerling unterstellt hatte - angeblich, um sie loszuwerden.
In einer auf Facebook veröffentlichten Erklärung dementierte Pegida derweil den Vorwurf, Festerling habe am 18. April in Dresden ein Redeverbot erhalten und sei "von der Bühne gejagt" worden. Tatsächlich, so heißt es, werde Festerling wegen ihres "vereinsschädigenden Verhaltens" ausgeschlossen. Sie habe sich nicht an "Regeln und Absprachen" gehalten sowie mit "ihren Alleingängen" gegen die Statuten verstoßen. Das "Vertrauensverhältnis" zum Verein sei damit gestört, wie es nebulös hieß.
Ein wesentlich konkreteren Grund für den Rauswurf brachte Pegida-Chef aber Lutz Bachmann vor: Festerling musste offenbar keineswegs nur deshalb gehen, weil sie ihre Reden nicht vorab zur Kontrolle vorlegte oder Pappschilder vorm Parlament in Budapest hochhielt: Vielmehr scheint intern ein handfester Führungsstreit mit Bachmann um die künftige Linie der Bewegung ausgebrochen zu sein. Die 52-Jährige war, anders als Bachmann, offenbar nicht begeistert von der angestrebten Allianz mit der Alternative für Deutschland (AfD).
Streit um AfD-Kooperation
Sie habe die Gastreden von Pegida-Wortführern - wie etwa Siegfried Daebritz bei einer AfD-Demo in Erfurt - als "Anbiedern bei Parteien" bezeichnet, monierte Bachmann in einer Erklärung auf seiner Facebook-Seite. "Dies wirft für mich die Frage auf, ob hier patriotische Kräfte vorsätzlich gespalten werden sollen." Zudem habe sich Festerling geweigert, bei der Gründung der Pegida-Partei mitzuwirken - das (nicht ganz) neue Lieblingsprojekt von Bachmann. Noch im Juni will der 43-Jährige einen Gründungsparteitag abhalten.
Eine Bündelung der patriotischen Kräfte von Pegida und AfD, so Bachmann, sei "nur auf Augenhöhe als Partei möglich", um Wähler, die "noch nicht das Vertrauen" zur jeweils anderen Kraft hätten, "in einer gemeinsamen Kraft zu vereinen". Dieser Vision von einer Bündnispartei nach dem Vorbild von Bündnis 90/Die Grünen stand Festerling mit ihren äußerst radikalen Ansichten offenbar im Weg. Zwar hatte der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen einen Schulterschluss mit Pegida bereits im Mai ausgeschlossen - doch vor allem beim rechten Parteiflügel um den Thüringer AfD-Landeschef Björn Höcke ist das Kooperationsverbot umstritten.
Festerling könnte derweil der radikaleren Legida-Bewegung in Leipzig neuen Auftrieb geben. Zuletzt konnte das Bündnis zwar nur noch rund 430 Anhänger mobilisieren - aber es bietet der 52-Jährigen, anders als Pegida, eine willkommene Plattform für Parolen an der Grenze des Erlaubten. Ihr umstrittenes "Mistgabel"-Zitat, für das Festerling eine Anzeige vom Deutschen Journalistenverband (DJV) kassierte, durfte sie in Leipzig zuletzt jedenfalls ungestraft wiederholen.
Quelle: ntv.de, jug