Politik

Völkermord an Herero und Nama Berlin will sich für Massaker entschuldigen

Gefangene Herero Anfang des 20. Jahrhunderts.

Gefangene Herero Anfang des 20. Jahrhunderts.

(Foto: Wikimedia)

Lange ringt die Bundesregierung mit sich und mit der Regierung Namibias. Nun steht fest, dass es eine Entschuldigung für die Massaker an den Nama und Herero geben soll. Hierbei fällt auch offiziell ein lange vermiedenes Wort.

Die Bundesregierung will sich für die Massaker an den Herero und Nama in der früheren Kolonie Deutsch-Südwestafrika entschuldigen. Eine solche Entschuldigung und deren Annahme durch die Regierung Namibias solle Ergebnis des gemeinsamen Dialogs sein, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts. Daraus ergebe sich aber keine Pflicht zu Entschädigungen.

Die Bundesregierung führt seit 2014 mit der Regierung in Windhoek einen Dialog über den gemeinsamen Umgang mit den Gräueltaten deutscher Truppen in der damaligen Kolonie, wo in den Jahren 1904 bis 1908 nach Schätzungen rund 100.000 Herero und Nama gezielt getötet wurden. "Beide Seiten hoffen, dass die Gespräche noch in diesem Jahr abgeschlossen werden können", sagte die Sprecherin des Auswärtigen Amts.

Aus Sicht der Bundesregierung soll am Ende eine offizielle Entschuldigung Deutschlands stehen, die von Namibia angenommen wird. Zudem soll eine "gemeinsame Sprache" zu den Massakern gefunden werden. Eine Erklärung der beiden Regierungen könne dann als Grundlage für Resolutionen der jeweiligen Parlamente dienen.

Die Außenamtssprecherin betonte, dass die Bundesregierung in Bezug auf die Gräueltaten deutscher Kolonialtruppen im heutigen Nambia bereits in der Vergangenheit "explizit von Völkermord" gesprochen habe. In diesem Punkt habe es "keinen Sinneswandel" gegeben.

Völkermord auch vor Inkrafttreten der UN-Konvention

Die "Frankfurter Rundschau" hatte unter Berufung auf eine Antwort der Regierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion berichtet, dass darin erstmals in einem offiziellen Dokument von Völkermord die Rede sei. Es sei "gut, dass die Bundesregierung sich der Meinung der wissenschaftlichen Fachwelt anschließt und besser spät als nie von Völkermord spricht", sagte der Linken-Entwicklungspolitiker Niema Movassat der Zeitung.

In der Vergangenheit hatte Deutschland betont, dass die "historischen Ereignisse" erst seit Inkrafttreten der UN-Völkermord-Konvention 1951 als Genozid eingestuft werden könnten. In diesem Jahr allerdings verurteilte der Bundestag die Massaker an den Armeniern von 1915 und 1916 im Osmanischen Reich als Völkermord.

In der von der "FR" zitierten Stellungnahme zu den Herero-Massakern erklärt die Bundesregierung, dass ein Völkermord "in einer historisch-politisch geführten öffentlichen Debatte" auch in einem "nicht rechtlichen" Sinn definiert werden könne. Deutschland zählte das heutige Namibia von 1884 bis 1915 unter dem Namen Deutsch-Südwestafrika zu seinen Kolonien. Als die Herero 1904 einen Aufstand begannen, ordnete General Lothar von Trotha die Vernichtung des Stammes an. Bundestagspräsident Norbert Lammert hatte die Verbrechen bereits im Juli 2015 als "Völkermord" bezeichnet.

Quelle: ntv.de, nsc/AFP

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