Neues Dokument aufgetaucht Blatt wirft Gysi Stasi-Kontakte vor
01.04.2012, 19:49 Uhr
Gysi sieht sich immer wieder dem Vorwurf der Stasi-Mitarbeit ausgesetzt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Wie kaum ein anderer verkörpert Gregor Gysi das Zusammenwachsen der Linken in Ost- und Westdeutschland. Seit Jahren ist er das Zugpferd seiner Partei - seit Jahren ist er nicht unumstritten und sieht sich Vorwürfen ausgesetzt, er habe als Anwalt in der DDR mit der Stasi gemeinsame Sache gemacht. Jetzt ist es wieder soweit.
Linken-Fraktionschef Gregor Gysi sieht sich erneut mit Vorwürfen konfrontiert, mit der Stasi zusammengearbeitet zu haben. Die "Welt am Sonntag" wirft Gysi vor, die Unwahrheit über seine Kontakte zur Staatssicherheit während der DDR gesagt zu haben. Der Zeitung liegt demnach ein Dokument der Stasi-Unterlagen-Behörde vor, das Gysis Aussagen erschüttert, wonach er keine Kontakte zur DDR-Geheimpolizei hatte. Laut dem dreiseitigen Papier habe sich der damalige DDR-Anwalt Gysi am 16. Februar 1989 mit zwei Stasi-Offizieren getroffen, um mit ihnen ein am Vortag geführtes Interview mit dem "Spiegel" auszuwerten. Gysi bestritt über einen Sprecher gegenüber der "WamS" das Treffen.
Dem Bericht zufolge beschwerte sich Gysi als Vorsitzender des Kollegiums der DDR-Rechtsanwälte gegenüber der Stasi darüber, dass "die Rechtsanwaltschaft der DDR zunehmend vom Staat 'auch international ins Feuer geschickt' werde". In dem Dokument heiße es weiter, Gysi habe der Abteilung Staat und Recht des Zentralkomitees der SED im Vorfeld empfohlen, "das Interview für den 'Spiegel' aus Gründen der Unseriosität des Blattes und den damit verbundenen Gefahren für eine ordnungsgemäße Wiedergabe" nicht zu genehmigen. Entgegen seinem persönlichen Rat sei "letztlich aus Gründen der Dialogpolitik anders entschieden" worden.
Die "Welt am Sonntag" zitierte Äußerungen Gysis, in denen er im Mai 2008 im Bundestag Stasi-Kontakte als nicht seinem Stil entsprechend bestritt. "Ich brauchte keine Kontakte zur Staatssicherheit. Sie waren gar nicht nötig, entsprachen weder meinem Stil noch meiner Würde." Das nun erstmals für Journalisten freigegebene Dokument sei auch deshalb brisant, weil Gysi in Presserechtsprozessen an Eides statt versichert habe, der Staatssicherheit weder über Mandanten noch über "sonst jemanden" Informationen geliefert zu haben.
Gysi lässt die Berichte dementieren
Ein Sprecher Gysis bestritt gegenüber der "Welt am Sonntag" die Stasi-Kontakte. Gysi habe "weder das von Ihnen angesprochene Interview mit dem 'Spiegel' noch andere Interviews mit MfS-Offizieren 'besprochen und ausgewertet'". Daher seien die dazu gestellten Fragen "ohne Belang", teilte der Sprecher dem Blatt zufolge mit.
Der Vorsitzende des Immunitätsausschusses des Deutschen Bundestags, Thomas Strobl (CDU), warf Gysi in dem Bericht dagegen Lüge vor. "Gysi hat im Bundestag nicht einmal die halbe Wahrheit gesagt. Ich bin davon überzeugt, dass er die Abgeordneten über seine Kontakte zur DDR-Staatsicherheit belogen hat. Damit ist er als Volksvertreter diskreditiert."
Quelle: ntv.de, AFP