Politik

Sie lagern doch in Jülich Brennelemente aufgetaucht

Der Umgang mit radioaktivem Material wird offenbar in Deutschland recht lax gehandhabt. Im Kernforschungszentrum Jülich fehlten plötzlich über 2000 Brennelementekugeln. Doch das Forschungszentrum gibt Entwarnung. Das radioaktive Material sei auf dem Gelände gelagert, sagt eine Sprecherin.

Die Stoffe aus Jülich sind zu stark strahlend, um in der Asse gelagert zu werden.

Die Stoffe aus Jülich sind zu stark strahlend, um in der Asse gelagert zu werden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das sah nach einem Skandal aus: Die nordrhein-westfälische Landesregierung vermisste insgesamt 2285 Brennelementekugeln aus dem Forschungszentrum Jülich. Das ging aus den Antworten auf eine kleine Anfrage der Grünen hervor, berichtet der "Spiegel". Die nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerin Svenja Schulze von der SPD ging davon aus, dass die Brennelementekugeln "allem Anschein nach" im niedersächsischen Forschungsbergwerk Asse gelandet seien. In dem Salzbergwerk dürfen allerdings nur schwach und mittelradioaktive Abfälle gelagert werden, keine Brennelemente.

Das Jülicher Forschungszentrum hat nun Entwarnung gegeben. Die Kugeln befänden sich in einem Zwischenlager auf dem Gelände des Forschungszentrums, sagte die Sprecherin Anne Rother den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe. Die Kugeln befänden sich noch in dem Reaktorbehälter oder seien "lagerfähig einzementiert". Bei den einzementierten Brennelementen handele es sich im Wesentlichen um Kugeln, die während der Betriebszeit des Versuchsreaktors zerbrochen und dem Forschungszentrum vom damaligen Betreiber zur Zwischenlagerung übergeben worden seien. Daneben seien Kugeln für Forschungszwecke untersucht und ebenfalls einzementiert worden.

Asse dementiert Lagerung

Betreiber der Asse ist seit 2009 das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Ein BfS-Sprecher teilte mit, aus den Unterlagen des alten Asse-Betreibers, dem Helmholtz-Zentrum München, gehe nicht hervor, dass die jetzt vermissten radioaktiven Brennelementekugeln in dem Bergwerk Asse lagerten. "Es ist nicht nachvollziehbar, dass der Betreiber der Jülicher Anlage und die Landesaufsicht nicht Auskunft geben können, wo die abgebrannten Kernbrennstoffe verblieben sind", erklärte der Sprecher weiter.

Der Atom-Experte der Grünen in Nordrhein-Westfalen, Hans Christian Markert, sprach von einem erschreckenden Beispiel dafür, "wie lax mit radioaktiven Stoffen hier umgegangen wurde". Nach seinen Berechnungen stecken in den verschwundenen Kugeln etwa 2,2 Kilogramm Uran 235 und 23 Kilogramm Thorium 232. Falls die Brennelemente benutzt worden seien, käme noch hochgefährliches Plutonium dazu, sagte er dem Magazin.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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