Politik

Streit unter den Separatisten? "Bürgermeister" von Slawjansk abgesetzt

Ponomarjow soll von seinen Genossen abgesetzt und verhaftet worden sein.

Ponomarjow soll von seinen Genossen abgesetzt und verhaftet worden sein.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mitte April rief sich Wjatscheslaw Ponomarjow zum "Bürgermeister" der ostukrainischen Stadt Slawjansk aus. Jetzt ist er verschwunden - offenbar wurde er von seinen eigenen Leuten verhaftet.

Der selbsternannte Bürgermeister der ostukrainischen Stadt Slawjansk, Wjatscheslaw Ponomarjow, ist von seinen eigenen Leuten entmachtet worden. "Der sogenannte Volksbürgermeister Ponomarjow ist entlassen worden, weil er Aktivitäten nachging, die mit den Zielen und Aufgaben der Zivilverwaltung unvereinbar sind", teilte der selbsternannte Verteidigungsminister der "Volksrepublik Donezk", Igor Strelkow, auf seiner Facebook-Seite mit. "Mehr kann ich noch nicht sagen."

Strelkow posiert gern in historischen Uniformen. Diese hier zeigt ihn allerdings als "Oberst" der "Volksrepublik Donezk".

Strelkow posiert gern in historischen Uniformen. Diese hier zeigt ihn allerdings als "Oberst" der "Volksrepublik Donezk".

(Foto: Youtube)

Strelkow, auch bekannt unter dem Namen Igor Vsevolodovich Girkin, ist angeblich ein Agent des russischen Militärgeheimdiensts GRU. Der Mann gilt als Drahtzieher der Paramilitärs in der Ostukraine, er soll maßgeblich an der Geiselnahme von OSZE-Militärbeobachtern in Slawjansk beteiligt gewesen sein.

Die russische Nachrichtenagentur Itar-Tass meldet, ein Vertreter der "Volksrepublik Donezk" habe die Entlassung bestätigt. Laut "Kyiv Post" hatten Sprecher der Separatisten entsprechende Berichte noch am Dienstag dementiert.

Ponomarjow ist bekannt für exzentrische Auftritte und martialische Sprüche. Den ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko nannte er einen "Lügner", den ukrainischen Innenminister Arsen Awakow eine "Schwuchtel", die er erschießen werde. Vor seiner plötzlichen Karriere als Milizenführer und "Bürgermeister" leitete er nach eigenen Angaben eine Seifenfabrik. In der Sowjetunion diente Ponomarjow, dem zwei Finger an der linken Hand fehlen, in der Marine.

Separatisten bitten Russland um Hilfe

Die Kämpfe in den beiden "Volksrepubliken" Lugansk und Donezk gingen unterdessen weiter. Am Dienstag wurden nach Angaben des regierungsnahen Militärexperten Dmitri Timtschuk 40 Aufständische bei Gefechten um einen Flugplatz nördlich von Donezk getötet.

Die "Volksrepublik Lugansk" bat unterdessen Russland um einen "Friedenseinsatz", berichtet die russische Agentur Ria Novosti. "Wenn die ganze Weltgemeinschaft ruhig zuschaut, wie die friedliche Bevölkerung getötet wird, ist Russland unsere einzige Hoffnung", sagte der Chef der "Volksrepublik", Valeri Bolotow.

Die Aufständischen in den "Volksrepubliken" Lugansk und Donezk wollen einen gemeinsamen Staat bilden, den sie "Neurussland" nennen wollen. Der neue ukrainische Präsident Petro Poroschenko ordnete am Dienstag die Einrichtung eines Fluchtkorridors für Bewohner der umkämpften Regionen an. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier mahnte Russen und Ukrainer zu einer besseren Kontrolle der Grenze, um ein Einsickern ausländischer Kämpfer zu unterbinden. Die Konfliktseiten in der Ukraine werfen sich gegenseitig vor, Söldner bei ihren Kämpfen einzusetzen.

Quelle: ntv.de, hvo/dpa/rts

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