Politik

Vorratsdatenspeicherung reloadedDe Maiziere sieht "Schutzlücke"

19.11.2010, 14:40 Uhr

Die Innenminister von Bund und Ländern fordern schnell einen Gesetzentwurf zur Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung. Einen direkten Zusammenhang zu den jüngsten Terrorwarnungen weist Innenminister de Maiziere allerdings zurück. Datenschützer meinen indes: "Jemand, der etwas Böses plant, weiß natürlich, dass die Daten gespeichert werden und kann sich davor schützen".

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Innenminister de Maiziere warnt vor einer "Schutzlücke". (Foto: dpa)

Die Innenminister von Bund

und Ländern haben Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP)

aufgefordert, schnell einen Gesetzentwurf zur Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung

vorzulegen. Es gebe eine "Schutzlücke", sagte Bundesinnenminister Thomas

de Maizière (CDU) zum Abschluss der Herbstkonferenz der Innenminister.

Einen direkten Zusammenhang zwischen der Forderung und den jüngsten

wies er zurück. Das Problem sei "seit längerem" bekannt und schon vor

Wochen auf die Konferenz-Tagesordnung gesetzt worden.

Das Bundsverfassungsgericht hatte im März die bisher praktizierte Regelung zur Vorratsdatenspeicherung

gekippt. Damit wurde die automatische sechsmonatige Speicherung von Verbindungsdaten

durch Telekommunikationsanbieter gestoppt. Die Innenminister von Bund und Ländern

sowie Polizeivertreter hatten wiederholt kritisiert, dadurch werde die Aufklärung

schwerer Straftaten aus dem Bereichen der organisierten Kriminalität sowie des internationalen

Terrorismus erschwert.

Berlins Innensenator Erhart Körting (SPD) sagte, die Vorratsdatenspeicherung könne

im "Einzelfall" auch bei der Terror-Bekämpfung wichtig sein. Insgesamt

sei das Thema aber "primär eine Frage der schwersten Kriminalität", sagte

der Sprecher der SPD-geführten Innenressorts. Alle Ministerien seien sich darin

einig.

Datenschützer besorgt

Der Datenschutz-Verein foebud

warnte indes davor, die jüngste Terrorwarnung für eine zu missbrauchen. "Ich wüsste nicht, wie man mit der Vorratsdatenspeicherung

einer Terrorgefahr begegnen sollte", sagte ein Sprecher des Vereins mit dem

Künstlernamen padeluun. Er gehört - unter

diesem Namen - als Sachverständiger der Internet-Enquetekommission des Bundestages

an.

"Jemand, der etwas

Böses plant, weiß natürlich, dass die Daten gespeichert werden und kann sich davor

schützen", unterstrich padeluun. "Um das zu verdeutlichen, bieten wir eine

kleine Software an, mit der man überall kommunizieren kann, ohne dass jemand mitlesen

oder herausfinden kann, wer wo wann kommuniziert oder welche Daten heruntergeladen

hat." Das bedeute

im Klartext: "Die arglistigen Menschen entziehen sich der Überwachung, die 350 Millionen

unbescholtenen EU- Bürger werden aber mitüberwacht." Zudem habe eine Erhebung

des Bundeskriminalamtes gezeigt, dass man nur einen verschwindend geringen Anteil

der Straftaten mit der Vorratsdatenspeicherung besser aufklären könnte, sagte der

Datenschutz-Aktivist.

Zugleich kritisierte er:

"Wir sind dabei, uns von irgendwelchen Interessengruppen in einen Sicherheitskokon

sperren zu lassen." Es gebe eine Überwachungsindustrie, die mit Daten sehr

viel Geld verdienen wolle. "Und Sicherheitsbehörden sammeln Daten, damit sie

später, wenn etwas passiert ist, sagen können: Ich habe alles getan, um das zu verhindern."

Quelle: dpa/AFP