Politik

5000 von zwei Millionen Deutschland holt Syrien-Flüchtlinge ab

Vor dem Abflug in Beirut.

Vor dem Abflug in Beirut.

(Foto: dpa)

Millionen Syrer sind auf der Flucht vor den Kämpfen in ihrer Heimat. 5000 von ihnen will Deutschland aufnehmen. Mit einem Charterjet werden die ersten nun aus der Krisenregion geholt. Die Maschine mit 110 Flüchtlingen landet am Nachmittag in Hannover.

Die ersten der 5000 syrischen Flüchtlinge, die Deutschland aufnehmen wird, bereiten sich im Libanon auf ihre Abreise vor. Die Gruppe versammelte sich am Vormittag vor dem Abflug nahe der Zentrale der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in der libanesischen Hauptstadt Beirut.

Die Luftaufnahme zeigt das Grenzdurchgangslager Friedland in Niedersachsen.

Die Luftaufnahme zeigt das Grenzdurchgangslager Friedland in Niedersachsen.

(Foto: dpa)

Bei den knapp 110 Flüchtlingen handele es sich vorwiegend um Frauen und Kinder, sagte eine IOM-Sprecherin. Unter ihnen sind nach Angaben der UN-Flüchtlingsorganisation (UNHCR) auch Folteropfer.

Die Flüchtlinge sollen am Nachmittag mit einem Sonderflug in Hannover eintreffen. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) wird sie gemeinsam mit seinem niedersächsischen Amtskollegen Boris Pistorius (SPD) auf dem Flughafen begrüßen. Für die Syrer geht es anschließend in das Durchgangslager Friedland bei Göttingen, von wo aus sie nach zwei Wochen auf die Bundesländer verteilt werden sollen.

"Wir müssen noch mehr tun"

Pistorius hatte sich kurz vor der Ankunft für die Aufnahme weiterer Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland ausgesprochen. "Wir erleben hier die größte humanitäre Katastrophe des noch jungen Jahrhunderts. Von daher sind 5000 Menschen, die in Sicherheit gebracht werden - davon 500 in Niedersachsen - natürlich zu wenige", sagte er.

Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, forderte angesichts der dramatischen Lage in Syrien, mehr Flüchtlinge aus dem Land aufzunehmen. Er sei zwar dankbar, dass Deutschland bislang der Aufnahme der Syrer zugestimmt habe. Er sei aber überzeugt: "Wir können und müssen noch mehr tun!" Zollitsch plädierte für eine abgestimmte Politik zur Aufnahme der Flüchtlinge: "Gefordert sind hier Großzügigkeit und ein fairer Lastenausgleich." Unionschef Volker Kauder sprach sich ebenfalls für eine Aufnahme von mehr Syrern aus.

Der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach weist darauf hin, dass Deutschland das Flüchtlingsproblem allein nicht lösen kann. Im Gespräch mit n-tv sagte Bosbach: "Deutschland tut schon mehr als die allermeisten Länder in der Europäischen Union. Wir haben in den letzten Jahren bereits 17.000 Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Jetzt haben sich Bund und Länder verabredet, weitere 5000 aufzunehmen – in einer Art Resettlement-Programm. Das ist schon beschlossene Sache. Wenn einzelne Bundesländer über die Zahl hinausgehen wollen, ist der Bund damit gerne einverstanden."

Dabei gehen andere europäische Länder bereits mit gutem Beispiel voran. So hat sich Schweden bereiterklärt, alle Asylbewerber aus Syrien auf unbefristete Zeit aufzunehmen. Mit einem Schlag stieg die Einwohnerzahl deshalb um rund 8000 Menschen. Setzt man diese Zahl in Relation zur Einwohnerzahl, müsste Deutschland bis zu 70.000 Syrer den Asylantrag gewähren.

Quelle: ntv.de, ppo/dpa

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