Fördermaßnahme für Pharmaindustrie EU will Tests erleichtern
18.02.2013, 10:57 UhrDie Pläne der Europäischen Union berühren einen sensiblen Bereich: Die Kommission will für die europäischen Pharmaunternehmen die Regeln für Arzneimittelversuche an Menschen erleichtern. An der lange im Verborgenen ausgearbeiteten Verordnung haben deutsche Parlamentarier, Ethikverbände und Ärzte einiges auszusetzen.

Der Arzneimittelindustrie käme die neue Regelung zupass.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Mit einer neuen Verordnung will die EU-Kommission Arzneimitteltests an Menschen erleichtern. Das berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Demnach sollen die Standards für solche Forschungsprojekte aufgeweicht werden, um forschende Pharmakonzerne zu fördern.
Unter anderem sieht der Entwurf vor, dass einzelne Mitgliedsstaaten künftig federführend und mit Wirkung für die übrigen EU-Mitglieder Nutzen und Wirkung eines Tests an Menschen bewerten und diese zulassen. Das forschende Pharmaunternehmen könne ein "Wunschland" vorschlagen, in dem diese Zulassung beantragt werden soll.
Bundestag will Änderung erreichen
Kritiker befürchten, dass so weniger restriktiven Ländern die Entscheidung über Arzneimitteltests an Menschen obliegt. Unternehmen würden sich vermutlich an Staaten mit erfahrungsgemäß laxerer Praxis wenden.
Der Arbeitskreis der medizinischen Ethikkommissionen und die Bundesärztekammer fordern laut SZ, dass einzelne Mitglieder das Recht bekommen, mit einer Art Vetorecht Menschenversuche in einzelnen Fällen zu unterbinden, falls sie es ärztlich für nicht vertretbar halten.
Im Juni soll die Verordnung, die weitgehend ohne Beachtung der Öffentlichkeit entstanden ist, im Europäischen Parlament verhandelt werden. Im Bundestag regt sich laut SZ schon Widerstand. Eine interfraktionelle Initiative von Schwarz-Gelb und Rot-Grün will Änderungen an der Verordnung erreichen, die den Kritikpunkten der Ethiker und der Ärzte in großen Teilen folgt.
Quelle: ntv.de, jog