Debatte um hohe Preise Eon-Chef fordert Stromzuschüsse
29.03.2012, 10:15 Uhr
Laut der Bundesnetzagentur soll der Strom in den kommenden Jahren um fünf bis sieben Prozent teurer werden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Strom wird teuer. Aber beim Versorger Eon hat man ein gutes Herz. Chef Teyssen bringt Stromzuschüsse für Geringverdiener ins Gespräch. Ein kluger Schachzug. Denn er weiß: An der Kasse von Eon ginge letztlich kein Cent vorbei. Eine solche Subvention müsste der Staat tragen.
Angesichts steigender Strompreise hat der Chef des Energieversorgers Eon, Johannes Teyssen, staatliche Zuschüsse für Geringverdiener ins Gespräch gebracht. "Die Energiewende darf Strom nicht zum Luxusgut, zum Spaltgraben der Gesellschaft machen. Wird der Energieumbau zu teuer, dann muss das Sozialsystem einspringen und die Mehrbelastung für einkommensschwache Haushalte abfedern", sagte Teyssen der "Bild"-Zeitung. Er mahnte zugleich, Bürger und Unternehmen müssten "viel bewusster mit Energie umgehen".

"Das Sozialsystem muss einspringen", sagt Eon-Chef Teyssen.
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Der Eon-Chef wies den Vorwurf zurück, die Versorger hätten die Strompreise in den vergangenen Jahren deutlich angehoben. "Die Preise sind in den letzten Jahren nicht übermäßig stark gestiegen", sagte Teyssen. Zugelegt habe vor allem der Staatsanteil, der inzwischen bei rund 45 Prozent liege. Das habe auch mit der Tatsache zu tun, dass vieles über den Strompreis geregelt werde. "Unter anderem finanziert die Ökosteuer die Renten mit."
Er glaube aber, dass die Menschen für vieles auch Verständnis hätten, sagte Teyssen weiter: "Zum Beispiel, dass die erneuerbaren Energien nicht umsonst den Weg in den Markt finden, sondern auch über den Strompreis finanziert werden müssen."
Röttgen kritisiert Stromproduzenten
Grünen-Chef Cem Özdemir warf Teyssen Doppelmoral vor. "Dass Herr Teyssen jetzt plötzlich Krokodilstränen vergießt und sein Herz für jene Geringverdiener entdeckt haben will, die schon lange unter den steigenden Strompreisen leiden, ist nun wirklich ein verfrühter und schlechter Aprilscherz", sagte Özdemir. Wenn Teyssen etwas für die Strompreise tun wolle, dann sollte er sich für eine erfolgreiche Energiewende einsetzen, "statt sie immer wieder zu torpedieren".
Anders als von vielen Energieversorgern oft behauptet lässt sich die Energiewende und die Förderung erneuerbarer Energien nur bedingt als Sündenbock für die zum 1. April bei vielen Versorgern erneut steigenden Preise heranziehen. Denn die Beschaffungskosten für Strom sind trotz der Stilllegung von acht Atommeilern seit vergangenem Jahr teils deutlich gesunken. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) liegt derzeit mit seinem bisherigen Versorger Rheinenergie im Clinch, weil dieser eine Erhöhung um mehr als zwei Cent je Kilowattstunde ausdrücklich mit der Energiewende begründet habe.
In diesem Jahr treiben aber besonders erhöhte Netznutzungskosten und von den übrigen Verbrauchern zu tragende Ausnahmeregelungen für Unternehmen mit einem sehr hohen Stromverbrauch die Kosten. Ein Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden muss inzwischen rund 1000 Euro pro Jahr für seinen Strom bezahlen.
Für April und Mai haben dem Vergleichsportals Verivox zufolge bereits mehr als 120 Versorger Preissteigerungen von durchschnittlich vier Prozent angekündigt. Laut Verivox betrugen die durchschnittlichen Netzgebühren 2011 bei einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden pro Haushalt rund 225 Euro. Nun sei dieser Wert um fünf Prozent auf 236 Euro angestiegen. Hinzu kommen Ausnahmen für stromintensive Betriebe bei den Netzkosten, die die Kosten für die anderen Verbraucher erhöhen. Verbraucherschützer kritisieren, dass die Versorger die erhöhten Kosten oft nicht eins zu eins an die Bürger weiterreichen, sondern für deutlich höhere Aufschläge nutzen. Daher ist es sinnvoll, genau zu vergleichen und notfalls den Anbieter zu wechseln.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa/rts