Trotz "Dschungel"-Schließung Flüchtlinge kommen noch immer nach Calais
27.10.2016, 20:32 Uhr
Die neu ankommenden Flüchtlinge in Calais wissen nicht, wohin. Alle Unterkünfte sind überfüllt.
(Foto: REUTERS)
Eigentlich ist der "Dschungel" in Calais geschlossen. Doch es treffen immer noch neue Flüchtlinge dort ein. Alle verbliebenen Unterkünfte sind mittlerweile restlos überfüllt. Die französischen Behörden wissen nicht, wohin mit den Neuankömmlingen.
Ungeachtet der Schließung des "Dschungel"-Lagers von Calais treffen dort neue Flüchtlinge ein. Präfektin Fabienne Buccio sagte, es kämen zum Teil auch Menschen aus Deutschland nach Nordfrankreich. Sie könnten aber nicht auf eine Aufnahme hoffen.
Buccio erklärte weiter: "Wir haben Migranten aus Deutschland, Paris und anderen Orten gesehen." Das Lager werde aber bis Montagabend endgültig abgerissen, die Verteilung weiterer Flüchtlinge in Aufnahmezentren sei nicht möglich. Nach Angaben der Präfektin haben seit Beginn der Räumung am Montag rund 6000 Flüchtlinge das Lager über das dafür eingerichtete Verteilzentrum verlassen. In dem Camp sollen sich nach offiziellen Schätzungen zuvor rund 6400 Menschen aufgehalten haben.
Hilfsorganisationen wie Ärzte der Welt beziffern diese Zahl dagegen höher. Sie berichteten, zusätzlich seien rund 2000 bis 3000 Flüchtlinge aus dem Lager geflohen und versuchten nun, sich im Umland von Calais durchzuschlagen oder nach Paris zu gelangen.
Sorge um minderjährige Flüchtlinge
Besondere Sorge bereiten dem französischen Menschenrechtsbeauftragten Jaques Toubon die minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge, von denen zuletzt 1300 in dem Lager gelebt haben sollen. Toubon rief die französischen und britischen Behörden auf, die Verfahren für ihre Unterbringung zu beschleunigen.
Nach Angaben des französischen Innenministeriums sind seit Wochenbeginn gut 230 Minderjährige in Richtung Großbritannien gebracht worden, da sie dort Angehörige haben. Toubon forderte, alle in Frankreich verbleibenden Kinder oder Jugendlichen "systematisch über das Asylverfahren zu informieren" und über ihre Rechte aufzuklären.
Weil ein am Rande des "Dschungels" gelegenes Lager mit Wohncontainern für minderjährige Flüchtlinge seit Mittwoch voll ist, mussten dutzende Jugendliche die Nacht im Freien verbringen. "Im Dschungel ist es zu gefährlich, mit dem Lager ist es vorbei", sagte der 16-jährige Abdelhadi aus Afghanistan.
Der Abriss der verwaisten Flüchtlingshütten und Zelte geht derweil weiter. Arbeiter setzen unter anderem große Bagger und Räumfahrzeuge ein. Die Polizei sichert die Arbeiten mit einem Großaufgebot ab und hält Flüchtlinge und Journalisten auf Abstand. Am Mittwoch hatte Präfektin Buccio das "Ende des Dschungels" verkündet.
Quelle: ntv.de, kpi/AFP