Strom- und Wasser in Gefahr Friedrich fürchtet Hackerangriffe
16.06.2011, 07:49 Uhr
Pro-Anonymous-Demonstranten in Madrid.
(Foto: REUTERS)
Nicht nur Unternehmen und Regierungsorganisationen sind von der wachsenden Zahl von Hacker-Angriffen betroffen. Auch die Strom- und Wasserversorgung sei in Gefahr, sagt Bundesinnenminister Friedrich. Das seit April arbeitende Nationale Cyber-Abwehrzentrum befasst sich mit mehreren Fällen pro Tag. Verstärkt im Visier: Mobilgeräte mit Internetzugang.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hat vor einer wachsenden Gefahr von Cyber-Angriffen auf die Strom- und Wasserversorgung in Deutschland gewarnt. "Kritische Infrastrukturen wie etwa die Strom- und Wasserversorgung kommen heutzutage ohne hochmoderne IT-Systeme nicht mehr aus", sagte der CSU-Politiker der "Frankfurter Rundschau". "Die Gefahr von Cyber-Angriffen auf diese Systeme wächst ständig." Derartige Attacken könnten immense Schäden anrichten, die erhebliche Teile der Bevölkerung direkt betreffen würden. "Um dies zu verhindern, hat die Bundesregierung eine Cyber-Sicherheitsstrategie entwickelt."
Drei bis fünf Fälle pro Tag
Das neue "Nationale Cyber-Abwehrzentrum" in Bonn soll die Zusammenarbeit staatlicher Stellen im Kampf gegen Bedrohungen aus dem Internet verbessern. Das Zentrum hat seine Arbeit schon Anfang April aufgenommen und wird nun offiziell eröffnet. Seitdem wurden dort täglich zwischen drei und fünf neue Fälle von Angriffen aller Art auf Computersysteme registriert. Federführend ist das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik.
"Es gibt Angriffe auf Netze, die bisher als sicher galten. Denkbar sind auch Cyber-Attacken anderer Staaten", sagte Friedrich dem "Spiegel". "Wo immer ein Schadprogramm auftaucht, analysieren wir es im Cyber-Abwehrzentrum: Wie ist seine Wirkungsweise? Welche Gegenwehr ist denkbar? Die entwickeln wir. Und dann bieten wir den Beteiligten ein Abwehrmittel, zum Beispiel der Wirtschaft, der Bundeswehr oder Behörden", sagte er. "Falls ein Angriff dieser Art kommt, sind wir gerüstet."
Grüne warnen
Hans-Christian Ströbele ist grundsätzlich für die neuen Maßnahmen: "Alle wollen gegen Cyber-Angriffe aufrüsten. Die Nato rüstet sich für den Cyber-Krieg, die Bundeswehr auch. Die Geheimdienste wollen sich schützen, die Polizei will sich schützen. Richtig daran ist, dass man all diese Institutionen und Informationen zusammenbindet, das heißt austauscht und koordiniert", sagte der Grünen-Politiker bei n-tv.
Allerdings mahnte Ströbele den Schutz persönlicher Daten an: "Wir dürfen nicht das Trennungsgebot aufgeben, das ganz wichtig dafür ist, dass die persönlichen Daten von zig Millionen Usern in Deutschland, von hundert Millionen weltweit, die ganz ehrlich sind und mit dem Internet umgehen, dass die geschützt bleiben."
Zudem gebe es auch Fälle, die nur auf den ersten Blick ein Angriff seien: "Wir müssen auch sehen: Nicht alles, was Cyber-Angriff sein soll, ist Cyber-Angriff, sondern sehr häufig steckt dahinter auch menschliches Versagen oder Defizite bei der Technik. Dagegen hilft, dass man die Leute besser ausbildet, die diese Technik bedienen sollen", so Ströbele.
Attacken auf mobile Geräte
Die Methoden von IT-Angriffen "werden immer raffinierter, und die Abwehr von Angriffen erfordert einen immer höheren Aufwand", zitiert die "Frankfurter Rundschau" aus dem aktuellen Lagebericht IT- Sicherheit 2011. Angriffe auf IT-Systeme habe es zwar schon immer gegeben, jedoch habe sich deren Intensität und Charakter verändert. "Zu der quantitativ hohen Zahl der Angriffe kommt eine neue Qualität zielgerichteter Attacken hinzu", heißt es in dem Bericht.
In dem Bericht wird laut "Financial Times Deutschland" zudem vor zunehmenden Angriffen aus dem Internet auf mobile Kleincomputer gewarnt. "Eine zunehmende Herausforderung liegt in der raschen Verbreitung von Smartphones, Netbooks und Tablet-PCs, durch die die Angriffsfläche für Cyber-Kriminelle erheblich vergrößert wurde", heißt es in einem Auszug. Besonders für die Wirtschaft sei der Befund problematisch. "Da immer häufiger wichtige Geschäftsdaten auch von unterwegs genutzt, verarbeitet und über Mobilfunkschnittstellen übertragen werden, rechnet das BSI auch künftig mit einer Zunahme von Angriffen gegen mobile Endgeräte."
Quelle: ntv.de, rpe/dpa