Rebellen kämpfen gegen Söldner Gaddafi schreibt an Obama
06.04.2011, 21:32 Uhr
Gaddafi-Unterstützer in Sawijah.
(Foto: dpa)
Die Anti-Gaddafi-Truppen in Libyen kämpfen hart um den Sieg - und bekommen dafür nur "leichte Waffen" geliefert. Gaddafi setzt hingegen auf frühere Elitesoldaten, die er in Weißrussland angeworben hat. Und er meldet sich bei US-Präsident Obama.
Die USA haben den Empfang eines Briefes von Libyens Machthaber Muammar al Gaddafi an US-Präsident Barack Obama bestätigt. "Aber offensichtlich war es nicht der erste", sagte der Sprecher des Weißen Haus, Jay Carney.
Die staatliche libysche Nachrichtenagentur Jana hatte zuerst über das Schreiben berichtet, aber keine Angaben zum Inhalt gemacht. Auch Carney äußerte sich nicht zum Inhalt. Zu Berichten, dass Gaddafi Obama in dem Brief aufgerufen habe, einen Stopp der von der NATO geführten Luftangriffe in Libyen zu veranlassen, sagte der Sprecher lediglich, die Position des Präsidenten sei klar. Nicht Worte zählten, sondern Taten. Gaddafi müsse die Gewalt gegen die Bevölkerung beenden und seine Truppen zurückziehen.
Geld für weißrussische Söldner
Gaddafi bezahlt einem Medienbericht zufolge hunderte frühere Elitesoldaten aus Weißrussland, die ihn im Kampf gegen die Aufständischen und die NATO unterstützen. Sie verdienten bis zu 3000 Dollar im Monat und seien für die Organisation und die Ausbildung von Gaddafis Kämpfern zuständig, berichtete die russische Tageszeitung "Komsomolskaja Prawda" unter Berufung auf Quellen aus dem weißrussischen Generalstab. Neben den ehemaligen Armeeangehörigen seien auch aktive Mitarbeiter des weißrussischen Militärgeheimdiensts vor Ort. Die Ausrüstung der libyschen Armee stammt zu großen Teilen aus sowjetischer Produktion.
Der an der weißrussischen Botschaft in Libyens Hauptstadt Tripolis ansässige Militärattaché Igor Katschugin sagte der Zeitung, sein Land habe offiziell keine Soldaten nach Libyen entsandt. "Es ist möglich, dass die Leute private Verträge abgeschlossen haben", fügte er hinzu. Bei den Unterstützern könne es sich um "Mediziner, Erdölspezialisten und vielleicht auch Soldaten" handeln.
Der Sprecher des weißrussischen Verteidigungsministeriums in der Hauptstadt Minsk, Wladimir Makarow, bezeichnete den Bericht der "Komsomolskaja Prawda" als "Provokation". Die Informationen entsprächen "nicht der Realität", sagte er.
"Misrata ist oberste Priorität"
Die Lage der Rebellen wird immer prekärer. Die NATO sicherte den Bewohnern der umkämpften Stadt Misrata ihre Unterstützung zu. "Wir haben ein klares Mandat und wir werden alles tun, um die Zivilbevölkerung von Misrata zu schützen", sagte eine NATO-Sprecherin in Brüssel. "Misrata ist unsere oberste Priorität."
Der Militärchef der libyschen Rebellen, General Abdulfattah Junis, hatte der NATO vorgeworfen, die Menschen in der belagerten Stadt Misrata dem Verderben preiszugeben. "Wenn die NATO noch eine Woche wartet, ist das das Ende von Misrata", sagte er in Bengasi. Die NATO-Sprecherin wies darauf hin, dass die NATO am Montag Truppen des libyschen Machthabers Gaddafi rund um Misrata angegriffen habe.
Der britische NATO-Kommandeur Russ Harding unterstrich, dass der Einsatz zunehmend schwierig werde. Die Gaddafi-treuen Truppen hätten in den vergangenen Tagen ihre Taktik geändert, sagte er im NATO-Regionalquartier in Neapel. Sie seien dazu übergegangen, die Bevölkerung als "menschliche Schutzschilde" zu missbrauchen. Wenn sich Zivilisten in der Nähe eines Panzers befänden, könne dieser nicht bombardiert werden.
Dem französischen Verteidigungsminister Gérard Longuet zufolge könnte die Bevölkerung in Misrata vom Meer aus versorgt werden. Dazu müssten die Rebellen im weiter östlich gelegenen Bengasi Schiffe mit Lebensmitteln beladen.
Rebellen erhalten Waffen
Junis bestätigte Waffenlieferungen aus verbündeten Staaten an die Aufständischen. Genaue Angaben zur Herkunft des Kriegsgerätes machte Junis aber nicht. Bruderländer sowie freundlich gesonnene Staaten hätten leichte Waffen geliefert. "Das ist aber nicht genug", sagte er.
Die 214 Kilometer östlich von Tripolis gelegene Stadt sei in einer Situation, die nicht andauern könne, sagte Frankreichs Außenminister Alain Juppé dem Radiosender France Info. Er kündigte ein Gespräch mit NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen über die belagerte Stadt an.
Dem Militärchef der Rebellen zufolge droht in Misrata eine "Ausrottung im wahrsten Sinne des Wortes". Junis warf der NATO mangelnde Unterstützung vor. Die Militärallianz beruft sich bei ihrem Einsatz gegen Gaddafi auf eine Resolution des UN-Sicherheitsrats, die Luftangriffe zum Schutz der Zivilbevölkerung erlaubt.
Brega nicht mehr in Rebellenhand
Aus dem Öl-Hafen Brega haben die Gaddafi-Truppen die Milizen der Regimegegner bereits vollständig zurückgedrängt. Die Aufständischen lagen in der Nacht unter Artilleriebeschuss der Gaddafi-Streitkräfte, berichtete ein dpa-Korrespondent aus Adschdabija, 80 Kilometer östlich von Brega.
Über dem Kampfgebiet kreisten NATO-Flugzeuge, die aber in das Geschehen nicht eingriffen. Die Aufständischen räumten indes "aus Sicherheitsgründen" das Krankenhaus von Adschdabija, sagte ein Arzt des Spitals. Auch Zivilisten und Hirten mit ihren auf Lkws gepackten Tieren verließen die Stadt aus Angst vor der erneut nahenden Front. Die Mittelmeer-Städte Brega und Adschdabija haben in dem sechswöchigen Konflikt zwischen dem Gaddafi-Regime und seinen Gegner schon mehrfach den Besitzer gewechselt.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP