Gottes Segen für Wulff Gauck: Niederlage als Aufgabe
01.07.2010, 07:24 UhrDer in der Bundesversammlung unterlegene Kandidat von SPD und Grünen, Gauck, bleibt sich auch in der Niederlage treu. Er zeigt sich überzeugt, dass Wulff ein guter Bundespräsident sein wird und bietet sich als Gesprächspartner an.

Gauck hatte angekündigt, er wolle auch der Niederlage fröhlich sein. Daran hielt er sich.
(Foto: dpa)
Der unterlegene Bundespräsidentschaftskandidat Joachim Gauck hat Politik und Bürger aufgefordert, stärker aufeinander zuzugehen. Mit seiner Kandidatur seien viele Wünsche und viele Sehnsüchte in der Gesellschaft neu artikuliert worden, sagte er nach der Bundespräsidentenwahl in Berlin.
"Mein Wunsch ist, dass uns all diese Aktivitäten erhalten bleiben. Das ist ein Geschenk für unser Land, dass diese Leute da sind, die sich nicht einfach abwenden von der Politik." Die Politik müsse mit diesen Menschen weiter im bleiben. Daran wolle er selbst weiterhin mitwirken.
Kann Gesprächspartner sein
Auch mit dem neuen Bundespräsidenten Christian Wulff wolle er weiter das Gespräch suchen. Gauck sagte, er gratuliere Wulff "von Herzen" und wünsche ihm Gottes Segen und den Beistand der Menschen. Er wünsche sich, dass Wulffs Geduld, Stetigkeit und Zuverlässigkeit zu einem Segen für Deutschland werde.
Wulff sei aus seiner Perspektive ein junger Mann, der ein bedeutendes Entwicklungspotenzial habe. Er habe sich als niedersächsischer Ministerpräsident hohe Verdienste erworben. Und er sei zuversichtlich, dass Wulff dies in seinem neuen Amt ebenfalls gelinge. Er biete sich dem CDU-Politiker als Gesprächspartner an. Man könne sich begegnen und "zum gegenseitigen Nutzen miteinander reden".
Kein Wort zu den Linken
Die Rolle der Linkspartei, mit deren Hilfe er im ersten Wahlgang Präsident hätte werden können, wollte Gauck nicht kommentieren. Er wolle sich nicht die gute Laune verderben, sagte der ehemalige DDR-Bürgerrechtler und frühere Leiter der Stasi-Unterlagenbehörde.
Kein kompletter Rückzug
Gemeinsam mit dem siegreichen Wulff will der Theologe an diesem Freitag das Sommerfest im Schloss Bellevue besuchen. Das hatten beide, so oder so, schon vor der Wahl verabredet. Danach zieht sich Gauck für einige Zeit in seine mecklenburgische Heimat zurück. Im Haus seiner Großeltern in Wustrow, wo seine Schwester eine Pension betreibt, will der 70-Jährige nach den zurückliegenden kräftezehrenden Wochen ausspannen. Segeln, Bücher lesen und mit dem Fahrrad oder zu Fuß den Ostseestrand abstrampeln, hat er sich vorgenommen.
Spätestens danach werde man wieder von ihm hören. Er werde weiter kräftig mitmischen, kündigte Gauck kampfbereit an. Die von ihm mit angestoßene Debatte über mehr Bürgernähe und Glaubwürdigkeit der Politik dürfe jetzt nicht einfach aufhören. Dies erwarteten seine vielen Unterstützer von ihm.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP