Teheran reichert Uran an Iran sucht die Eskalation
07.02.2010, 15:08 Uhr
Ahmadinedschad beim Besuch einer Technikmesse in Teheran.
(Foto: AP)
Der Ton im Streit um das Atomprogramm des Iran wird schärfer. Präsident Ahmadinedschad lässt die Verärgerung über das iranische Vorgehen mit dem Befehl, Uran im eigenen Land anzureichern, weiter steigen. Die USA verlangen ein härteres Vorgehen gegen Teheran. Selbst weitergehende UN-Sanktionen sind wieder im Gespräch.
Der Iran hat mit seinem Konfrontationskurs im Atomstreit scharfe Reaktionen provoziert. US-Verteidigungsminister Gates verlangte einen härteren Kurs gegen Teheran, nachdem Präsident Mahmud Ahmadinedschad die Anreicherung von Uran auf 20 Prozent im eigenen Land angeordnet hatte.
Gates forderte, die internationale Gemeinschaft müsse "gemeinsam Stellung beziehen, um Druck auf die iranische Regierung auszuüben". "Wenn die Staatengemeinschaft gegenüber dem Iran geschlossen bleibt, sind wir immer noch rechtzeitig dran, und die Sanktionen können funktionieren", sagte Gates in Rom nach einem Gespräch mit seinem italienischen Kollegen Ignazio La Russa. Der Iran habe "zahlreiche Gelegenheiten" gehabt, die Ziele seines Atomprogramms transparent zu machen, aber "die Ergebnisse waren sehr enttäuschend", resümierte er.
Das britische Außenministerium bezeichnete Teherans Pläne, nun selbst Uran auf 20 Prozent anzureichern, als "klaren Grund für ernste Besorgnis".
Mottaki machte nach Angaben von IAEA-Präsident Amano bei einem gemeinsamen Gespräch keine konkreten Angebote.
(Foto: REUTERS)
Der deutsche Verteidigungsminister zu Guttenberg brachte auf der Münchner Sicherheitskonferenz Sanktionen des UN-Sicherheitsrates ins Spiel. In der "Welt am Sonntag" erklärte Außenminister Westerwelle, er habe die deutsche Wirtschaft bereits auf weitergehende Sanktionen gegen den Iran und damit verbundene Kosten vorbereitet.
Unter den UN-Vetomächten stehen Russland und China neuen Sanktionen bislang eher ablehnend gegenüber. Doch selbst der russische Außenminister Lawrow verlangte auf der Münchner Konferenz, der Iran müsse sich "erklären". Es sei inakzeptabel, wenn sich ein Land atomar bewaffnen wolle, betonte Lawrow.
Iran sieht Schuld beim Westen
Ahmadinedschad erteilte dem Chef der Atomenergiebehörde Ali Salehi im Staatsfernsehen den Auftrag, umgehend mit der umstrittenen Anreicherung zu beginnen. "Ich habe gesagt, dass ihnen zwei bis drei Monate gegeben werden sollen und wenn sie nicht zustimmen, werden wir selbst anfangen", sagte Ahmadinedschad mit Blick auf die internationale Gemeinschaft, der er die Schuld am Stillstand der Atomgespräche gab. Die Tür für mögliche Verhandlungen über das Vorgehen bei der Urananreicherung bleibe aber offen, sagte der iranische Staatschef.
Teheran hatte dem Westen Anfang Januar ein Ultimatum gestellt. Die internationale Gemeinschaft habe "einen Monat Zeit", auf Teherans Bedingungen für eine Uran-Anreicherung im Ausland einzugehen, sagte Außenminister Manuschehr Mottaki damals. Anders als der Westen will der Iran einen zeitgleichen Austausch seines niedrig angereicherten Urans gegen höher angereichertes Material auf iranischem Boden vollziehen.
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) hatte dem Iran am 21. Oktober vorgeschlagen, Uran mit niedrigem Anreicherungsgrad von 3,5 Prozent in einer einzigen Lieferung nach Frankreich und Russland zu exportieren. Dort solle das Material stärker angereichert und dann in den Iran zurückgeliefert werden. Teheran wies den Vorschlag im November zurück und unterbreitete seinen Gegenvorschlag, den Austausch parallel zu vollziehen.
Das auf 20 Prozent angereicherte Uran will der Iran für seinen Forschungsreaktor in Teheran nutzen, der unter anderem für medizinische Zwecke genutzt wird. Um Uran waffenfähig zu machen, ist ein Anreicherungsgrad von 80 bis 90 Prozent nötig. Der Westen verdächtigt den Iran, heimlich an Atomwaffen zu bauen. Teheran betont dagegen den rein zivilen Charakter seines Atomprogramms.
Wut nach Mottakis Auftritt
In dieser Woche ergab sich durch Äußerungen Ahmadinedschads zunächst der Eindruck, die Anreicherung im Ausland werde von Teheran wieder in Betracht gezogen. Bei einem mit Spannung erwarteten Auftritt des iranischen Außenministers Manuschehr Mottaki auf der Münchener Sicherheitskonferenz blieb der Chefdiplomat aus Teheran jedoch konkrete Zusagen schuldig.
Der Auftritt Mottakis in München wurde von den westlichen Vertretern als Provokation aufgefasst. Während der deutsche Verteidigungsminister zu Guttenberg von einer "vertanen Chance" redete, sinnierte der verärgerte US-Senator Lieberman gar über einen Militärschlag.
Quelle: ntv.de, cba/AFP