Politik

Kritiker fürchten Einmischung Milliardär verschwindet aus Hongkong

Die Umstände lösten Diskussionen aus, weil Chinas Verfolgungsorgane keine Befugnisse in der Sonderverwaltungsregion Hongkong haben.

Die Umstände lösten Diskussionen aus, weil Chinas Verfolgungsorgane keine Befugnisse in der Sonderverwaltungsregion Hongkong haben.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Chinesische Agenten sollen in Hongkong einen millardenschweren Unternehmer aus einem Hotel abgeführt haben - dabei haben Sicherheitsbeamte in der Sonderverwaltungszone keine Befugnisse. Wenig später erscheint ein unerwartetes Treuebekenntnis.

Das Verschwinden eines chinesischen Milliardärs sorgt in der autonomen Sonderwirtschaftszone Hongkong für Verunsicherung. Lokalmedien berichteten, der Geschäftsmann Xiao Jianhua sei vergangene Woche von Sicherheitsbeamten der Volksrepublik China aus seinem Hongkonger Hotel abgeführt worden. Am Mittwoch dann erschien in einer Hongkonger Zeitung eine Anzeige in Xiaos Namen, in der dieser ein Treuebekenntnis zu der in Peking regierenden Kommunistischen Partei ablegt.

"Ich habe die Partei und das Land immer geliebt", hieß es in der Anzeige auf der Titelseite der chinesischsprachigen Zeitung "Ming Pao". Weiter steht dort: "Ich glaube persönlich daran, dass die chinesische Regierung zivilisiert und rechtsstaatlich ist." Er sei "nicht entführt worden", war in der Anzeige zu lesen.

Verfolgungsorgane haben keine Befugnisse

Für eine Bestätigung dieser Angaben war Xiao aber nicht zu erreichen. Der rätselhafte Fall ereignete sich in einer Zeit, in der sich viele pekingkritische Hongkonger über eine zunehmende Einmischung der Volksrepublik in die inneren Angelegenheiten der autonomen Wirtschaftsmetropole beklagen.

Xiaos Verschwinden erinnert an einen Fall, der im Jahr 2015 für große Unruhe in Hongkong sorgte. Damals waren fünf Buchhändler verschwunden, die in Hongkong chinakritische Literatur verkauft hatten. Sie waren später in der Volksrepublik aufgetaucht, einige von ihnen legten öffentlich Reue für ihr Vorgehen ab. Chinakritiker in Hongkong vermuteten, die Buchhändler seien von chinesischen Agenten entführt worden.

In Reaktion auf den Fall Xiao stellten die Hongkonger Sicherheitsbehörden noch einmal klar, dass den Sicherheitskräften aus der Volksrepublik der Einsatz in der Sonderwirtschaftszone verwehrt ist. Es werde "nicht zugelassen, dass Sicherheitskräfte von außerhalb Hongkongs in Hongkong tätig werden", erklärte das Sicherheitsamt.

Zunehmende Einmischung aus Peking

Der Oppositionspolitiker James To von der Demokratischen Partei zeigte sich besorgt über eine zunehmende Einmischung aus Peking. Es stelle sich die Frage "ob Menschen, die sich rechtmäßig in Hongkong aufhalten, geschützt werden", sagte er.

Hongkonger Medienberichten zufolge könnte Xia im Rahmen der gegenwärtigen Anti-Korruptions-Kampagne der chinesischen Führung in Gewahrsam genommen worden sein. Kritiker werfen Peking vor, mit dieser Kampagne auch unliebsame Bürger aus dem Weg zu räumen. Xiao soll seit 2014 in Hongkong leben.

Quelle: ntv.de, jki/dpa/AFP

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