Massaker bei Gottesdienst in Pakistan Mindestens 75 Christen sterben
22.09.2013, 16:20 Uhr
Unter den Toten sind auch viele Frauen und Kinder.
(Foto: REUTERS)
Die Gläubigen strömen gerade aus dem Sonntagsgottesdienst in Peshawar, da sprengen sich vor der Kirche zwei Attentäter in die Luft. Sie richten ein Blutbad unter den pakistanischen Christen an.
Bei einem Selbstmordanschlag auf Christen vor einer Kirche in der nordwestpakistanischen Stadt Peshawar sind mindestens 75 Menschen getötet worden. 135 Menschen seien bei dem Doppelanschlag zum Abschluss des Gottesdienstes verletzt worden, sagte der diensthabende Arzt im Leady Reading Hospital, Iftikhar Ali. Nach Angaben der Polizei sprengten sich zwei Selbstmordattentäter auf dem Kirchengelände in die Luft.

Vor der Kirche sollte gerade Essen verteilt werden, als sich die Terroristen inmitten der Gläubigen in die Luft sprengten.
(Foto: AP)
Der Chef der örtlichen Polizeistation, Muhammed Noor, sagte, in der Kirche sei gerade das Abschlussgebet gebetet worden. Auf dem Areal davor habe zu diesem Zeitpunkt bereits die Verteilung von Essen begonnen. Dort hätten die beiden Attentäter die Gemeindemitglieder angegriffen. Ali sagte, unter den Toten seien sechs Frauen und drei Kinder im Alter von drei bis acht Jahren.
Zum Zeitpunkt des Anschlags sollen mindestens 600 Gläubige auf dem Kirchenareal versammelt gewesen sein. Nach Polizeiangaben trug jeder der beiden Attentäter sechs Kilo Sprengstoff bei sich. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat. Im Nordwesten Pakistans verüben Taliban-Gruppen regelmäßig Anschläge.
"Terroristen haben keine Religion"
Bischof Sadiq Daniel, der den anglikanischen Kirchen in Pakistan vorsteht, forderte einen besseren Schutz der Gotteshäuser. Er kündigte eine dreitägige Trauer an, bei der alle christlichen Bildungs- und Sozialeinrichtungen geschlossen blieben. In christlichen Krankenhäusern würde nur die Notaufnahme geöffnet.
Premierminister Nawaz Sharif verurteilte den Anschlag. Es sei gegen die Lehren des Islam und aller Religionen, Unschuldige anzugreifen, hieß es in einer Mitteilung. "Terroristen haben keine Religion." Sharif versucht seit seiner Amtsübernahme im Juni, Gespräche mit den pakistanischen Taliban (TTP) in die Wege zu leiten. Bislang sind diese Versuche erfolglos geblieben. Die Taliban setzen ihre Gewalttaten unbeirrt fort.
Christen in Pakistan klagen besonders im Zusammenhang mit den international umstrittenen Blasphemiegesetzen des Landes über Diskriminierung. Gezielte Angriffe auf Angehörige der Minderheit oder auf Kirchen sind aber - gemessen an der sonst in Pakistan vorherrschenden Gewalt - verhältnismäßig selten. Nicht-Muslime - darunter fallen neben Christen beispielsweise auch Hindus - stellen weniger als fünf Prozent der rund 180 Millionen Pakistaner.
Quelle: ntv.de, dpa