Politik

Happy End im Schützenverein Muslim darf König bleiben

Kann ein Muslim Schützenkönig sein? "Ausnahmsweise", sagt der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften. Denn eigentlich verpflichten sich die Mitglieder zu katholischen Glaubensgrundsätzen.

Mithat Gedik hat Grund zum Jubeln: Der Muslim darf Schützenkönig in Werl-Sönnern bleiben.

Mithat Gedik hat Grund zum Jubeln: Der Muslim darf Schützenkönig in Werl-Sönnern bleiben.

(Foto: dpa)

Der Muslim Mithat Gedik kann Schützenkönig im westfälischen Werl bleiben. Dies beschließt der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften, kurz BHDS, als katholisch orientierter Dachverband bei einer Sondersitzung in Leverkusen. Als Ausdruck von Respekt und Integration würden "ausnahmsweise" keine Einwände gegen seine Königswürde in seiner Bruderschaft erhoben.

Am Bezirkskönigsschießen dürfe er allerdings nicht teilnehmen. Der BHDS hatte zunächst die Abdankung des muslimischen Schützenkönigs gefordert, der mit einer Katholikin verheiratet ist und mit ihr vier getaufte Kinder hat. Die Forderung war bundesweit auf scharfe Kritik gestoßen.

Werte statt Religion

Ein BHDS-Sprecher betont, es solle keine weiteren Ausnahmen geben. "Es steht in unserer Satzung, dass wir nur Christen aufnehmen." Gedik sei aus Versehen aufgenommen worden. Er dürfe das Königsamt nun für ein Jahr ausüben, aber nicht mehr aufsteigen. Gedik sagt, er sei sehr froh, Schützenkönig bleiben zu können. "Ich hoffe aber auch, dass wir ungewollt ein Zeichen gesetzt haben und dass sich auch andere Vereine fragen, ob solche Satzungen noch zeitgemäß sind." Dass im 21. Jahrhundert noch solche Diskussionen geführt werden müssten, mache ihn traurig.

Der Chef von Gediks Schützenbruderschaft sagt, der Verein hätte notfalls in Kauf genommen, aus dem Dachverband geworfen zu werden. "Wir wollten einfach nur ein schönes Schützenfest feiern. Dass das so hochkocht bis in den Verband, haben wir nicht gewollt", erklärt Brudermeister Olaf Schmitz.

Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Guntram Schneider kritisiert die Entscheidung, den muslimischen Schützenkönig nicht zum Bezirkskönigsschießen zuzulassen. "Die katholischen Schützenbruderschaften sollten in ihrer Satzung Werte verankern, nicht die Religionszugehörigkeit", sagt Schneider der Kölner Zeitung "Express".

Intolerant und diskriminierend

In den Konflikt hat sich auch die Antidiskriminierungsstelle des Bundes eingeschaltet. Deren Leiterin Christine Lüders nennt die Haltung des Dachverbandes intolerant und diskriminierend. Nordrhein-Westfalen gilt neben Bayern als Hochburg der Schützen: Schätzungen zufolge gibt es in NRW zwischen 750.000 und einer Million Schützen.

Der BHDS hat bundesweit 400.000 Mitglieder. Sein Schwerpunkt liegt in NRW und zwar durch die Präsenz in den katholischen Bistümern Köln, Essen, Aachen, Paderborn und Münster. Größter Dachverband der Schützen in Deutschland ist der Deutsche Schützenbund mit mehr als 1,4 Millionen Mitgliedern.

Quelle: ntv.de, jli/dpa

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