Italiener wollen neuen Regierungschef "Nach Mubarak Berlusconi"
12.02.2011, 18:44 Uhr
Hier wird ordentlich Lärm gemacht.
(Foto: REUTERS)
"Wie jeder Mensch habe auch ich zuweilen gesündigt", sagte Italiens Regierungschef Berlusconi. Doch ihn deshalb zu hetzen, sei "einfach skandalös". Die Italiener halten dennoch die Proteste gegen ihren "unwürdigen Berlusconi" aufrecht und wollen ihn loswerden. Sie werfen ihm vor, die Verfassung zu unterhöhlen und Gesetze durchzubringen, die ihn vor Strafverfolgung schützen sollen.
Die bunt gewürfelte italienische Protestbewegung "Lila Volk" hat ein Wochenende der Demonstrationen gegen den umstrittenen Regierungschef Silvio Berlusconi eingeleitet. In zahlreichen Städten kamen Anhänger des "popolo viola" zusammen, um erneut den Rücktritt des in eine Sexaffäre verwickelten Ministerpräsidenten zu verlangen. "Nach Mubarak Silvio Berlusconi" skandierten Hunderte von Demonstranten in Rom und machten dabei mit Kochtöpfen, Löffeln und Deckeln Lärm. "Unwürdiger Berlusconi, das ist nicht mein Regierungschef", war auf Spruchbändern zu lesen.

Es wurden auch Freikarten für "Sexpartys im Palazzo Grazioli" (Berlusconis römischer Wohnsitz) angeboten.
(Foto: REUTERS)
Berlusconi warf seinen Gegnern einen Putschversuch vor. Die Ermittlungen der Justiz gegen ihn erinnerten an das Ausspähen des Privatlebens von Bürgern in der DDR, sagte Berlusconi. "Wie jeder Mensch habe auch ich zuweilen gesündigt, aber die Art der Moraljustiz, die gegen mich in Stellung gebracht wird ist einfach skandalös."
Das "Lila Volk" hatte, organisiert über das Internet, schon mehrfach einen "No-B(erlusconi)-Day" in Rom organisiert. Künstler, Journalisten, Gewerkschafter und sonstige Bürger nehmen an diesen Kundgebungen teil. Sie werfen dem Chef der Mitte-Rechts-Koalition vor allem auch vor, die italienische Verfassung zu unterhöhlen und Gesetze durchzubringen, die ihn vor Strafverfolgung schützen sollen.
"Italien ist kein Bordell"
An diesem Sonntag gehen die Italienerinnen auf die Straße. Auf Kundgebungen vor allem in Rom und Mailand wollen sie gegen den 74-jährigen Medienmogul mit dem Hang zu jungen Frauen demonstrieren. "Italien ist kein Bordell" und "Wenn nicht jetzt, wann dann?" lauten Slogans der Frauenorganisationen. Sie wenden sich gegen das Bild, das in den Medien und in der Politik von Frauen vermittelt wird, und verlangen ein Ende von Diskriminierungen. Berlusconi verletze ihre Würde.
Berlusconi macht seit etwa zwei Jahren durch Affären mit sehr jungen und möglicherweise für Sex bezahlten Frauen Schlagzeilen. Er muss sich im "Fall Ruby" um eine junge Marokkanerin unter Umständen wegen Amtsmissbrauchs und Begünstigung von Prostitution mit Minderjährigen vor einem Gericht verantworten. Darüber entscheidet eine Mailänder Ermittlungsrichterin auf Antrag der Staatsanwälte Anfang der Woche.
Quelle: ntv.de, dpa/rts