Politik

Wind, Wasserstoff, Biogas Neuartiges Hybridkraftwerk

In Prenzlau im Nordosten Brandenburgs entsteht das erste industriell genutzte Hybridkraftwerk, das sowohl Strom aus Windkraft und Biomasse als auch den für Wasserstoffautos notwenigen Treibstoff produziert. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach bei der Grundsteinlegung von einem Meilenstein bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Der "qualitative Sprung" könne dazu beitragen, die europäischen Klimaziele zu erreichen.

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck nannte die neue Hybridtechnologie dieser Anlage einen "großen Fortschritt für die Energiebranche". Damit werde das Argument von Kritikern, Strom fließe aus regenerativen Quellen nicht kontinuierlich, hinfällig.

Versorgung rund um die Uhr

Das rund 21 Millionen Euro teure Kraftwerk soll in einem Jahr ans Netz gehen und mehrere hundert Haushalte in Prenzlau mit Strom und Wärme versorgen. Grundidee von Hybridkraftwerken ist, die Stärken erneuerbarer Energien so zu kombinieren, dass Wetterschwankungen ausgeglichen werden und eine Versorgung rund um die Uhr gewährleistet werden kann.

Das Pilotkraftwerk des Windkrafterzeugers Enertrag besteht aus drei Windkraftanlagen, einem Biomassekraftwerk, einem Wasserstofferzeuger und einem Wasserstoffspeicher. Bislang konnte der Betreiber Enertrag nur den Teil seines Windstroms verkaufen, für den gerade Bedarf bestand. Die Koppelung unterschiedlicher erneuerbarer Technologien soll nun dafür sorgen, dass stabile Energiemengen in berechenbarem Umfang aus erneuerbaren Quellen gleichmäßiger und bedarfsgerecht ins Netz eingespeist werden können. Das erste industriell genutzte Hybridkraftwerk soll rund um die Uhr auch bei Windstille eine Leistung von sechs Megawatt Strom garantieren.

Wasserstoff als Speicher

Mit dem anfallenden überschüssigen Strom wird Wasser per Elektrolyse in Wasser- und Sauerstoff aufgespalten und der Wasserstoff in einen Speicher geleitet. Überschüssiger Strom fällt beispielsweise an besonders windigen Tagen an. Über den Wasserstoff kann überschüssige Energie so gespeichert werden, dass sie im Bedarfsfall wieder abgerufen werden kann. So kann der Wasserstoff in der Anlage bei Prenzlau zusammen mit Biogas in Blockheizkraftanlagen wieder zu Strom verarbeitet werden.

Mit einem Gemisch aus Wasserstoff und Methangas, das bei der Biogaserzeugung anfällt, können speziell umgerüstete Automotoren betrieben werden. Zudem eignet sich das Gasgemisch nach Angaben von Enertrag-Vorstandschef Jörg Müller als Treibstoff zur Stromerzeugung. Sollte das Konzept erfolgreich sein, könnte etwa die Berliner Flotte von Wasserstoffautos später von einer größeren Anlage mit Treibstoff aus erneuerbaren Quellen versorgt werden. Die Enertrag betreibt nach Firmenangaben europaweit 440 Windkraftanlagen.

Auf der Nordseeinsel Pellworm wird bereits ein Hybridkraftwerk betrieben, das Windkraft und über Photovoltaikanlagen Sonnenenergie nutzt. Auch im baden-württembergischen Neuried soll ein Hybridkraftwerk entstehen. Die Anlage im uckermärkischen Prenzlau wird unter anderem von Hochschulen und Universitäten in Stralsund, Braunschweig und Cottbus wissenschaftlich begleitet.

Quelle: ntv.de

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