Politik

Zivile Opfer in Afghanistan Offizier stachelte zum Töten an

US-Soldaten unterstützen afghanische Soldaten beim Kampf gegen Taliban-Kämpfer.

US-Soldaten unterstützen afghanische Soldaten beim Kampf gegen Taliban-Kämpfer.

(Foto: picture alliance / dpa)

Abgründe im Afghanistankrieg: US-Soldaten sollen Zivilisten getötet und dann deren Körperteile als Trophäen genommen haben. Ein junger Gefreiter berichtet nun in einem Video über das Grauen - ohne dabei Emotionen zu zeigen. Das Video löst Entsetzen und Abscheu aus. US-Medien sprechen von den schlimmsten Enthüllungen im neunjährigen Afghanistankrieg.

Es sind schreckliche Vorwürfe gegen US-Soldaten in Afghanistan. Fünf Soldaten stehen unter Verdacht, wahllos afghanische Zivilisten umgebracht zu haben - anschließend haben sie sich angeblich mit Körperteilen als Trophäen fotografieren lassen. Einer der Angeklagten beschuldigt seinen Vorgesetzten nun sogar, er habe die Truppe regelrecht zum Töten angestachelt. Den fünf Soldaten droht jetzt ein Militärgericht. Und schlimmstenfalls die Todesstrafe.

Ein "verrückter" Unteroffizier habe die Opfer ausgewählt und seine Soldaten praktisch aufgefordert, sie umzubringen, berichtet ein 22-jähriger Gefreiter in einem Verhör-Video, das US-Medien veröffentlichten. Völlig emotionslos schildert der junge Mann, wie der Vorgesetzte eine Granate in Richtung eines Zivilisten geworfen habe.

Drogen im Spiel

Major Kathy Turner unterrichtet die Presse. Auf dem Bildschirm hinter ihr läuft das Video.

Major Kathy Turner unterrichtet die Presse. Auf dem Bildschirm hinter ihr läuft das Video.

(Foto: AP)

Mit den Worten "Wollt Ihr den Typen abmurksen?" habe er seine Untergebenen danach praktisch zum Töten ermuntert. Allerdings machte der junge Gefreite klar, dass ihr Vorgesetzter sie nicht bedroht habe. Den Ermittlungen zufolge sollen auch Haschisch und andere Drogen im Spiel gewesen sein.

Das Video löste in den USA Entsetzen und Abscheu aus. US-Medien sprechen von den schlimmsten Enthüllungen im neunjährigen Afghanistankrieg. US-Militär fürchten, dass die Verbrechen und deren Enthüllung dem Ansehen der US-Truppen schwer schaden werde.

Wegen Mordes angeklagt

Die fünf Soldaten sind wegen vorsätzlichen Mordes an drei Zivilisten angeklagt. Die Militärbehörden werfen ihnen außerdem den Besitz menschlicher Körperteile vor. Bei den menschlichen "Trophäen" soll es sich um Finger- und Beinknochen, einen Zahn und einen Schädel handeln. Außerdem wird den Angeklagten vorgehalten, Haschisch geraucht zu haben. Im Falle eines Prozesses und eines Schuldspruches droht ihnen lebenslange Haft oder in einigen Fällen sogar die Todesstrafe.

Wie die "New York Times" berichtet, erklärte der Vater eines Soldaten der Truppe, er habe mehrfach versucht, die Militärs auf die Verbrechen aufmerksam zu machen. Außerdem sei der Gefreite, der in dem Video über die Verbrechen berichtete, nach Angaben eines Anwalts nach einer Gehirnverletzung mit entsprechenden Medikamenten behandelt worden.

Soldat verrät Haschisch-Konsum

Die Infanteristen sollen von Januar bis Mai drei Afghanen in der Provinz Kandahar mit Gewehren und Granaten getötet haben, ohne dass die Zivilisten für sie eine Bedrohung darstellten. Der ranghöchste der Beschuldigten habe "Fingerknochen, Beinknochen und einen Zahn von afghanischen Leichen" besessen, bei einem weiteren Soldaten sei ein Schädel gefunden worden, hatten US-Medien bereits kürzlich berichtet.

Nach Medienberichten brachte ein anderer Soldat die Ermittlungen ins Rollen. Er habe seinen Vorgesetzten gemeldet, dass Kameraden in der Truppe Haschisch nähmen. Danach sei er geschlagen, bespuckt und mit dem Tod bedroht worden. Einer der Angeklagten habe ihm gesagt: "Ich werde Dich nach Hause schicken, indem ich einen Wagenheber auf Dich fallen lasse." Zur Einschüchterung habe man dem "Verräter" auch abgeschnittene Fingerknochen gezeigt.

Quelle: ntv.de, dpa

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