Politik

Neuer Fall von Polizeigewalt in USA Polizist schießt auf schwarzen Pfleger

In dem Video ist zu sehen, wie Charles Kinsey auf dem Boden liegt und die Hände hoch hält.

In dem Video ist zu sehen, wie Charles Kinsey auf dem Boden liegt und die Hände hoch hält.

Charles Kinsey ist Pfleger in einer Behinderteneinrichtung in Miami. Als ein Patient ausbüxt und durch die Straßen irrt, will er ihm helfen. Doch Zeugen missverstehen die Situation. Sie rufen die Polizei - und plötzlich blickt Kinsey in den Lauf einer Waffe.

Ein neuer Fall von Polizeigewalt gegen einen Afroamerikaner könnte den Rassenkonflikt in den USA weiter verschärfen. Wie der "Miami Herald" berichtet, feuerte ein Polizist drei Mal auf den unbewaffneten Charles Kinsey, der als Therapeut für autistische Patienten in einer Pflegeeinrichtung arbeitet. Auf einem Video von dem Vorfall, das der Anwalt des Opfers veröffentlichte, ist der 47-Jährige zu sehen, als er auf dem Boden liegt und die Arme in die Höhe hält. Mehrmals ist zu hören, wie Kinsey ruft: "Bitte nicht schießen!".

Dennoch feuerte der Beamte drei Schüsse auf den Mann ab, wie der stellvertretende Polizeichef Neal Cuevas bestätigte. Kinsey wurde ins Bein getroffen und kam ins Krankenhaus. "Als er auf mich geschossen hat, war ich völlig überrascht", sagte der Mann der Zeitung. "Es hat sich angefühlt wie ein Insektenstich." Noch als der 47-Jährige blutend am Boden lag, habe ihm der Beamte Handschellen angelegt. Als er ihn gefragt habe, warum er geschossen hat, habe der Polizist geantwortet, er wisse es nicht.

Zu dem Polizeieinsatz war es gekommen, nachdem ein 23-jähriger, geistig behinderter Patient von Kinsey aus der Klinik entwischt und auf die Straße gelaufen war. Der Betreuer hatte versucht, den autistischen jungen Mann wieder zurückzubringen. Offenbar hatte ein Zeuge die Situation aber falsch eingeschätzt. Er rief den Notruf an und berichtete, ein Mann habe gedroht, sich selbst zu erschießen.

Polizeibeamte wurde beurlaubt

Tatsächlich hatte der 23-Jährige allerdings keine Waffe, sondern lediglich einen Spielzeug-Lkw bei sich. Auch Kinsey war unbewaffnet. Den Namen des Polizisten, der auf Kinsey geschossen hat, wollten die Behörden zunächst nicht veröffentlichen. Laut "Miami Herald" sei er aber inzwischen beurlaubt worden.

Der Vorfall dürfte der Protestbewegung von Afroamerikanern gegen Polizeigewalt neue Nahrung geben. Auch in der vergangenen Woche waren in zahlreichen Städten der USA wieder Hunderte Menschen auf die Straße gegangen. Anlass für die Protestserie waren die tödlichen Polizeischüsse auf zwei Schwarze Anfang Juli. Aus Rache dafür hatte der schwarze Ex-Soldat Micah Johnson während einer Demonstration in Dallas fünf Polizisten erschossen.

Quelle: ntv.de, jug

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