Politik

Freiwillig ist relativ Prostitution darf kein Menschenrecht sein

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Sexarbeit ist keine Tätigkeit wie jede andere. Viele Prostituierte erfahren Gewalt und Zwang. Amnesty International will ihren Beruf trotzdem legalisieren - und damit auch den ihrer Peiniger. Das ist ein Fehler.

Wir müssen Prostituierte schützen. Weil wir wissen, dass sie ausgebeutet werden - jedenfalls ein Teil von ihnen. Aber wir müssen auch wissen, dass wir sie nicht immer schützen können. Es gibt ein paar Bereiche im Leben, bei denen der Staat und auch Interessensgruppen nicht so einfach mitreden können: bei der täglichen Ration Vitamine zum Beispiel, bei der Körperhygiene, in der Liebe und eben auch beim Sex.

Amnesty International hat sich nun aber genau dort eingemischt. Die Menschenrechtsorganisation will jede Form der Sexarbeit von Erwachsenen weltweit legalisieren. Das ergibt Sinn, die freie Berufswahl ist schließlich Menschenrecht. Doch es bereitet auch Probleme.

Laut der Definition von Amnesty muss Sexarbeit nämlich freiwillig geschehen. Freiwillig aber ist relativ. Das Angebot von käuflichem Sex kann von finanziellen Schwierigkeiten, Missbrauchserfahrungen im Kindesalter oder brutaler Nötigung durch Dritte motiviert sein. Wer von Anfang an nicht frei ist, kann gar nicht frei entscheiden.

Abwägung von Leid

Selbstverständlich sind nicht alle Sexarbeiter Opfer. Sie haben es verdient, mit Respekt und ohne Mitleid behandelt zu werden. Ihre Arbeit muss legal sein. In Deutschland ist sie das seit 2002. Doch Deutschland kann nicht exemplarisch für den Rest der Welt stehen und selbst hierzulande ist die Entscheidung nach wie vor umstritten.

Denn was ist mit den Sexarbeitern, deren Stimmen im Zuge der Lobbyarbeit ihrer Branche nicht gehört werden - weil sie nicht sprechen dürfen oder die Sprache nicht verstehen, in der gesprochen wird? Ihre Rechte verschwinden hinter denen ihrer Ausbeuter, den Freiern, Zuhältern und Bordellbetreibern. Straffreie Sexarbeit schützt nämlich am Ende nicht nur die, die sie ausführen, sondern auch die, die sie organisieren.

Wer über die Legalisierung von Sexarbeit weltweit entscheiden will, muss Leid abwägen. Und wer anerkennt, dass die Mehrheit der Prostituierten nicht frei von Zwang arbeitet, muss ihre Arbeit ablehnen - sofern er für ihr Schicksal Verantwortung übernehmen möchte. Mit der neuen Positionierung erhebt Amnesty International Sexarbeit zum schützenswerten Menschenrecht, obwohl in der Branche systematisch Menschenrechte verletzt werden. Das ist unüberlegt und grausam.

Quelle: ntv.de

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