Politik

Vergewaltigungen, PlünderungenMassaker in Guinea

29.09.2009, 17:01 Uhr

Die Gewalt in Guinea eskaliert. Bei Demonstrationen gegen die Regierung fackeln die Sicherheitskräfte nicht lange und gehen mit scharfer Munition gegen Demonstranten vor. Die blutige Bilanz: Mindestens 157 Menschen kommen ums Leben. Auch Frauen sollen vergewaltigt worden sein.

Im westafrikanischen Guinea sind bei der gewaltsamen Auflösung einer Oppositionskundgebung mindestens 157 Menschen getötet worden. Laut einer Menschenrechtsorganisation wurden zudem mehr als 1250 Menschen verletzt, als Sicherheitskräfte ein Stadion stürmten, in dem sich zehntausende Oppositionsanhänger versammelt hatten. Das brutale Vorgehen der Armee löste internationale Proteste aus.

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Hunderte Menschen werden verletzt. (Foto: REUTERS)

Die Opposition warf der Militärregierung zudem vor, Leichen verschwinden zu lassen, um das "Ausmaß des Massakers" zu verschleiern.

Laut der Menschenrechtsorganisation RADDHO vergewaltigten die Soldaten auch Frauen. Die Vergewaltigungen hätten bereits in dem Stadion begonnen, sagte Mamadi Kaba, der bei RADDHO für Guinea zuständig ist. Der Oppositionsanhänger Mouctar Diallo berichtete im französischen Radiosender RFI, wie Soldaten Frauen ihre Gewehre in die Vagina stießen. "Ich habe das selbst gesehen".

"Direkt auf die Menschen geschossen"

Nach Kabas Angaben zogen Soldaten durch die Straßen und plünderten Häuser. Angehörige der Sicherheitskräfte hätten dies bestätigt, da auch viele Soldaten und Polizisten nicht mit der Gewalt einverstanden seien. "In Guinea regiert heute die Angst", sagte Kaba. Das Militär wolle deutlich machen, dass es keinen Widerspruch dulde.

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Als die Sicherheitskräfte das Stadion stürmen, geraten die Menschen in Panik. (Foto: Reuters)

Seine Notfallstation sehe aus wie ein "Schlachthaus", berichtete ein Krankenhausarzt in der Hauptstadt Conakry dem britischen Rundfunksender BBC. Die Sicherheitskräfte waren mit scharfer Munition, Tränengas und Schlagstöcken gegen die Demonstranten vorgegangen, die gegen die Militärjunta protestierten. Offizielle Angaben über die Zahl der Toten und Verletzten gab es nicht, alle Informationen beruhten auf Angaben aus den Krankenhäusern Conakrys.

"Sie haben direkt auf die Menschen geschossen. Sie haben versucht, uns zu töten", sagte der ehemalige Ministerpräsident Sidya Toure, der selbst durch Schüsse verletzt wurde, der BBC. Auch der frühere Premierminister Cellou Dalein Diallo wurde nach Angaben der Ehefrau Diallos bei dem gewaltsamen Vorgehen der Sicherheitskräfte verletzt. Die beiden seien zunächst in ein Krankenhaus gebracht worden. Dort hätten Soldaten sie festgenommen und dann nach Alpha Yaya Diallo gebracht. Regierungskreise bestätigten beide Festnahmen. Die Häuser der beiden Politiker wurden nach Angaben von Nachbarn von Soldaten geplündert.

Die Demonstranten protestierten gegen die Pläne von Junta-Chef Moussa Dadis Camara, bei den für Januar geplanten Präsidentenwahlen selbst anzutreten. Auch die internationale Staatengemeinschaft übt derzeit auf die Junta Druck aus, bei den Wahlen die Macht wie zuvor versprochen wieder an Zivilisten abzugeben. Das Militär hatte am 23. Dezember nach dem Tod des langjährigen Präsidenten Lansana Conté in einem unblutigen Putsch die Macht in dem afrikanischen Land ergriffen.

UN verurteilen Gewalt

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die "exzessive Gewaltanwendung". Er sei "schockiert" angesichts der vielen Toten und Verletzten. Auch die US-Regierung war nach den Worten eines ranghohen US-Diplomaten "tief besorgt". Washington fordere die Regierung in Conakry zur Zurückhaltung auf. Die Machthaber in Guinea müssten die Sicherheit der einheimischen Bevölkerung und der Ausländer im Land gewährleisten und die Hintergründe der gewaltsamen Auflösung der Kundgebung untersuchen lassen. Das französische Außenministerium verurteilte die "gewaltsame Niederschlagung" der Kundgebung scharf.

Quelle: tar/ghö/dpa/AFP