Blutiger Bürgerkrieg Syrien testet Giftgaswaffen
16.09.2012, 11:48 Uhr
Seit März 2011 befindet sich Syrien im Bürgerkrieg.
(Foto: REUTERS)
Syrien scheint sich für einen Krieg mit chemischen Waffen zu rüsten. In dem vom Bürgerkrieg geschütteltem Land wird der Einsatz von Giftgas geprobt. Staatschef Assad erklärt, die Massenvernichtungswaffe soll nur zum Einsatz kommen, wenn sich das Ausland in die Auseinandersetzungen im Land einmischt. Die eigene Bevölkerung solle verschont bleiben.
Die syrische Armee hat offenbar Trägersysteme für Giftgasgranaten getestet. Wie das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtet, fand der Test bereits Ende August statt. Fünf oder sechs unbefüllte Granaten seien von Panzern und Flugzeugen in der Wüste bei Safira östlich von Aleppo abgefeuert worden, schreibt das Magazin unter Berufung auf namentlich nicht genannte Zeugen. Dem Bericht zufolge sollen zu den Tests der Trägersysteme iranische Offiziere per Hubschrauber eingeflogen worden sein.
In der Nähe des Testgeländes liege ein Chemiewaffen-Forschungszentrum. Iranische und nordkoreanische Experten sollten in dem abgeriegelten Komplex tätig sein, in dem westlichen Geheimdiensten zufolge die Gifte Sarin, Tabun und Senfgas hergestellt und an Tieren erprobt würden.

Die Millionenstadt Aleppo soll angeblich noch von FSA-Rebellen besetzt sein.
(Foto: REUTERS)
Syrien gibt die Existenz von Giftgas zu, hat aber erklärt, die Massenvernichtungswaffe nicht einsetzen zu wollen. Bereits im Juli gab es Berichte, denen zufolge Syrien Bestandteile der Gaswaffen auf Militärstützpunkte verlagert hat, um sie besser vor einem Zugriff angreifender Rebellen schützen zu können. Nach Angaben von Experten zählt das Land zu den Staaten mit den weltweit größten Beständen von einsatzbereiten Giftgasen.
Rebellen haben kein Interesse an Giftgas
Ein zu den Rebellen übergelaufener Armeeoffizier aus einem nahegelegenen Dorf sagte dem "Spiegel", die Aufständischen hätten nicht die Absicht, das Versuchszentrum zu erobern. "Wir hoffen, dass amerikanische Truppen die Anlage sichern", ergänzte der Vertreter der Freien Syrischen Armee. "Wir wollen weder, dass das Regime die Waffen einsetzen kann, noch, dass sie nach dem Sturz in die Hände von Radikalen fallen", fügte er hinzu.
Die syrische Führung unter Staatschef Baschar al-Assad hatte Ende Juli erklärt, Chemiewaffen im Fall eines Angriffs aus dem Ausland einsetzen zu wollen, nicht aber gegen die eigene Bevölkerung. US-Präsident Barack Obama drohte daraufhin im August erstmals direkt mit einem militärischen Eingreifen in den Konflikt. Bereits mit der Vorbereitung eines Einsatzes von chemischen oder biologischen Waffen würde die "rote Linie" überschritten, sagte er.
Kämpfe halten an
Auch am Sonntag nahm die syrische Armee laut Aktivisten wieder Stellungen der Aufständischen in mehreren Landesteilen unter Beschuss. In den Provinzen Damaskus, Daraa, Aleppo, Hama und Homs habe das Militär Luftangriffe geflogen, teilte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Nach Angaben der oppositionsnahen Organisation wurden in dem Konflikt bislang mehr als 26.000 Menschen getötet.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP