"Warnung vor Schmähfilmen" "Titanic" bringt Mohammed-Titel
20.09.2012, 11:20 Uhr
Das Titelbild der "Titanic" vom August 2012.
(Foto: picture alliance / dpa)
Das Satiremagazin "Titanic" unterstützt die Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in einer französischen Zeitschrift und will ihrerseits mit einer Islam-Ausgabe nachlegen. Titel: "Der Westen in Aufruhr: Bettina Wulff dreht Mohammed-Film!" In islamischen Ländern gibt es seit einer Woche Proteste gegen ein Schmähvideo.
Nach der Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen in einer französischen Zeitschrift plant auch das deutsche Satiremagazin "Titanic" eine Islam-Ausgabe. Nach einem Bericht der "Financial Times Deutschland" (FTD) soll ein entsprechender Titel am Freitag in einer Woche erscheinen.
Die Titel-Schlagzeile soll "Der Westen in Aufruhr: Bettina Wulff dreht Mohammed-Film!" lauten. Der Titelbild-Entwurf zeigt Wulff in den Armen eines islamischen Kriegers mit Turban und Dolch. Er wolle "vor weiteren schlecht gemachten Schmähfilmen warnen, insbesondere davor, dass sich abgehalfterte Prominente nun auch noch über billige Islamkritik profilieren", sage "Titanic"-Chefredakteur Leo Fischer der FTD.
Fischer sprang den Kollegen des Pariser Magazins "Charlie Hedbo" bei. Die Veröffentlichung der Karikaturen sei "absolut gerechtfertigt", sagte er der dpa. Trotzdem will die "Titanic" die Zeichnungen nicht nachdrucken. Sie seien "wenig interessant" und "zu grob gestrickt", so Fischer zur FTD. Die umstrittene Mohammed-Karikatur, die 2005 in der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" erschienen war, hatte "Titanic" gedruckt. Bereits 2006 hatte das Magazin die Muslime provoziert, als es unter dem Titel "Religionen im Vergleich" vier unterschiedlich große Penisse zeigte, wobei der islamische der kleinste war. "Der Islam zog eindeutig den Kürzeren", so Fischer.
Sicherheitsmaßnahmen werden erhöht

Der Titel von "Charlie Hebdo" ist dem Film "Intouchables" nachempfunden, zu Deutsch: "Ziemlich beste Freunde".
(Foto: dapd)
Zuvor hatte "Charlie Hedbo" seitenweise derbe Mohammed-Karikaturen veröffentlicht und damit Frankreich und den Westen insgesamt vor neuen anti-westlichen Unruhen zittern lassen. Erst vor wenigen Tagen hatte das islamfeindliche Mohammed-Video für gewalttätige Massenproteste gesorgt. Viele französische Einrichtungen im Ausland sollen nun vor den Freitagsgebeten sicherheitshalber geschlossen werden. Betroffen sind nach Angaben des Außenministeriums in Paris Botschaften, Konsulate und Schulen in rund 20 Ländern.
Auch Deutschland verschärfte die Sicherheitsmaßnahmen. So wird die nach einem Angriff vom Freitag geschlossene deutsche Botschaft im Sudan vorerst nicht wieder geöffnet. Auch für andere deutsche Vertretungen wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Der Schutz der Pariser Botschaft in Berlin befindet sich nach Polizeiangaben "auf einem hohen Niveau" und werde ständig der Lage angepasst.
"Charlie Hedbo" legt nach
Frankreichs Premierminister Jean-Marc Ayrault rief die Medien seines Landes auf, Verantwortungsbewusstsein zu zeigen. "Charlie Hebdo" legt trotzdem noch einmal nach und will bis Freitag eine Sonderauflage der aktuellen Ausgabe hinterherschieben. Die ersten 75.000 Exemplare waren am Erscheinungstag bereits nach wenigen Stunden verkauft.
In Paris verbot die Regierung eine für diesen Samstag geplante Demonstration gegen das islamfeindliche Video. Es gebe keinen Grund, Konflikte zuzulassen, die mit dem eigenen Land nichts zu tun hätten, erklärte Ayrault. In einer Stellungnahme missbilligte er jeglichen Medienexzess. In Frankreich gelte die Meinungsfreiheit, zugleich müssten aber Toleranz und Respekt gegenüber religiösen Überzeugungen gewahrt bleiben.
In islamischen Ländern rund um den Globus gibt es seit einer Woche Proteste gegen ein Schmähvideo aus den USA, das den Propheten Mohammed verunglimpft. Etliche Menschen starben, unter ihnen der US-Botschafter in Libyen. Mittlerweile geht die US-Regierung allerdings offenbar wieder davon aus, dass der Anschlag auf das Konsulat in Bengasi ein Terrorakt von Al-Kaida war. Bei der Attacke am Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 waren neben dem US-Botschafter drei weitere Diplomaten sowie libysche Sicherheitskräfte ums Leben bekommen.
Quelle: ntv.de, ppo/dpa