US-Wahl

Land der zwei Realitäten Fox News tarnt Propaganda

In einem TV-Beitrag des Fernsehsenders Fox News wird Obama mit allen Mitteln der Polit-Propaganda angegriffen. Objektivität: Fehlanzeige. Nur ein Beispiel dafür, wie US-Medien das Wahlvolk spalten.

Es geht um Kratzer am Image des Präsidenten.

Es geht um Kratzer am Image des Präsidenten.

(Foto: dpa)

Es beginnt wie der Trailer für einen Obama-Jubel-Film: "Erhebt euch für den Wandel", fordert der Präsidentschaftskandidat Obama in Videobildern von 2008 seine frenetischen Anhänger auf, dazu gibt es fröhliche Kinder, entschlossene Wappentier-Adler und natürlich die Flagge. "Hoffnung und Wandel" hatte Obama damals versprochen. Nun wolle man dem auf den Grund gehen, so die Fox-News-Talkerin Gretchen Carlson in ihrer Anmoderation. Und schnell macht der rund 4 Minuten lange Beitrag im Fox-Frühstücksprogramm klar: Hoffnung war gestern.

Zu immer bedrohlicher werdender Hintergrundmusik, die aus einem von Roland Emmerichs Desaster-Streifen stammen könnte, wird das ganze Arsenal an republikanischen Vorwürfen gegen den Demokraten Obama abgefeuert: Staatsschulden, Arbeitslosigkeit, Lebensmittelmarken, steigende Benzin- und Lebensmittelpreise. Alles illustriert mit plumpen Animationen, die nur eine Botschaft haben: das Land erlebt die "ObamA-pokalypse", den Untergang, das Ende der USA.

Apokalypse zum Frühstück

Mitt Romneys Propaganda-Team hätte es nicht besser machen können. Nur haben sie es eben nicht getan – sondern Leute, die sich Journalisten nennen und beim Nachrichtensender Fox News arbeiten. Am Ende des Beitrags lächelt Carlson ihren Kollegen zufrieden an. Der Macher des Clips bekommt Applaus.

Es ist nur eines von vielen Beispielen für den Verfall des US-amerikanischen Politjournalismus im Wahlkampfjahr. Dass ausgerechnet Fox News, der konservative TV-Sender mit dem Slogan "Fair und ausgeglichen", solch einseitige Berichterstattung macht, ist kaum verwunderlich. Die Medienlandschaft der USA ist in zwei zutiefst verfeindete Lager gespalten. Fox News, der Sender des nicht erst durch den Abhörskandal seiner Zeitung "News of the World" in Verruf geratenen Rupert Murdoch, sendet für die rechte Hälfte des Landes. Die lebt vor allem im Süden und Mittelwesten, mag weder Steuern noch die Regierung und verlässt das Haus vor allem zur Jagd und zum Kirchgang. Das linke Spektrum wird hingegen vom Nachrichtensender MSNBC bespielt. Hier träumt man vom Sozialstaat, der Homo-Ehe und ein bisschen auch von der Haschisch-Legalisierung. Die Mitte dazwischen versucht verzweifelt der News-Dino CNN zu halten – und verliert mehr und mehr Zuschauer.

Linke Medien feuern zurück

An Schärfe steht die linke Seite der rechten übrigens in keiner Weise nach. MSNBC hat bereits vor mehr als einem Jahr eine eigene Polit-Kampagne gestartet: "Lean Forward", so die Aufforderung an den Zuschauer, der sich "nach vorne lehnen" soll, also in Richtung Zukunft und Fortschritt. In kurzen Einspielern dozieren bekannte Moderatoren des Senders über die Notwendigkeit einer allgemeinen Gesundheitsversicherung, höherer Staatsausgaben, gerechterer Einwanderungsgesetze und die historische Rolle des ersten afro-amerikanischen US-Präsidenten. Das kommt mit weniger ideologischem Bombast daher, ist aber genauso parteiisch.

Für die anstehenden Wahlen im Herbst bedeutet das vor allem getrennte Realitäten in US-amerikanischen Wohnzimmern. Republikanische und demokratische Haushalte bekommen ihre Nachrichten vor allem von ideologisch tendenziösen Medien vorgekaut: Wer Romney mag, schaut den Krawall-Talker und Verschwörungstheoretiker Sean Hannity auf Fox News; wer Obama wählt, schaltet bei MSNBCs ultra-liberaler Quasselstrippe Rachel Maddow ein.

Ein bisschen unangenehm war den Fox-Machern der primitive Beitrag im Morgenmagazin "Fox and Friends" dann aber doch. Nach großem Protest ließ die Senderführung wissen, der Inhalt sei nicht vorher abgesprochen gewesen. Von der Internetseite ist das Filmchen inzwischen verschwunden - auch das kein Beispiel für unabhängige Berichterstattung.

Quelle: ntv.de

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