Bisher kein Grund zur Auslieferung USA reichen Beweise gegen Gülen nicht
05.08.2016, 07:28 Uhr
Seit 1999 lebt Fethullah Gülen im Exil in den USA - nun fordert die Türkei seine Auslieferung.
(Foto: AP)
Der türkische Präsident Erdogan macht den im Exil lebenden Prediger Gülen für den gescheiterten Putsch verantwortlich. Die USA wollen ihn jedoch nicht ausliefern. Die bisher vorgelegten Beweise reichten nicht, heißt es.
Die von der Türkei vorgelegten Beweise für eine Verstrickung des im US-Exil lebenden Predigers Fethullah Gülen in den Militärputsch reichen Vertretern der US-Regierung einem Medienbericht zufolge nicht aus. Sie seien bislang nicht davon überzeugt, dass es in dem Fall Grund zur Auslieferung gebe, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Regierungskreise.
Die Regierung in Ankara macht den im US-Bundesstaat Pennsylvania lebenden Prediger für den gescheiterten Putschversuch verantwortlich und verlangt seine Auslieferung. Am Donnerstag erließ ein Istanbuler Gericht Haftbefehl gegen Gülen.
Die türkische Regierung hatte vier Dossiers über den Prediger nach Washington geschickt. Zunächst hatte Unklarheit darüber geherrscht, ob darunter ein offizielles Auslieferungsgesuch ist. Vertreter der türkischen Seite sagten der Zeitung nun, man habe noch nicht alle Beweise vorgelegt. In den kommenden Wochen werde man weiteres Material vorlegen.
Verfahren könnte Monate dauern
Die endgültige Entscheidung über eine Auslieferung würde Außenminister John Kerry fällen. Dem Zeitungsbericht zufolge könnten die Verhandlungen über das Thema noch Monate dauern.
Die türkische Regierung war nach dem Putschversuch gegen mutmaßliche Anhänger Gülens vorgegangen. So wurden Tausende Soldaten, Polizisten, aber auch Lehrer und Journalisten suspendiert, entlassen oder festgenommen. Ihnen wird die Unterstützung Gülens beziehungsweise des Putschversuchs vorgeworfen. Zuletzt gerieten auch Unternehmen und Geschäftsleute ins Visier der Regierung. Im Westen haben die Maßnahmen scharf Kritik hervorgerufen.
Gülens Hizmet-Bewegung wird in der Türkei als Terrororganisation eingestuft. Infolge des Putschversuchs forderte Ankara auch ausländische Regierungen auf, gegen Einrichtungen der Gülen-Bewegung vorzugehen.
Quelle: ntv.de, mli/dpa