"Letzte Verbindung" gekappt Ukraine stellt Strom in Luhansk ab
25.04.2017, 20:33 Uhr
Ein Soldat bewacht einen Kohletransport aus der Region Luhansk.
(Foto: AP)
Luhansk im Osten der Ukraine muss kurze Zeit ohne Strom auskommen. Wegen angeblich offener Rechnungen stellt die Regierung in Kiew die Energieversorgung ein. Russland wirft dem Land andere Absichten vor und eilt dem Rebellengebiet zur Hilfe.
Die Ukraine hat die Energieversorgung der von Rebellen kontrollierten Gebiete in der östlichen Provinz Luhansk vollständig eingestellt. Die Belieferung der "zeitweise unkontrollierten Teile von Luhansk" sei in der Nacht zu Dienstag beendet worden, teilte das Staatsunternehmen Ukrenergo auf Facebook mit. Kiew wirft den prorussischen Rebellen dort vor, Strom im Wert von 90 Millionen Euro nicht bezahlt zu haben.
Die Rebellen hoben hervor, der Lieferstopp wirke sich praktisch kaum aus, weil es sofort Energielieferungen aus Russland gegeben habe. Der Katastrophenschutzminister der selbsternannten Rebellen-Regierung in Luhansk, Sergej Iwanuschkin, erklärte, in den größten Städten der Provinz sei der Stromausfall bereits nach weniger als 40 Minuten beendet worden, weil die Rebellen auf "eigene Ressourcen" zurückgegriffen hätten.
Kiew und Moskau schieben sich Schuld zu
Russland bestätigte, dass es mit Energielieferungen ausgeholfen habe. Moskaus Bevollmächtigter im Ukraine-Konflikt, Boris Gryslow, warf der prowestlichen Führung in Kiew vor, keine echte Reintegration des Donbass zu wollen und alles zu tun, "um sein Territorium loszuwerden". Die ukrainische Regierung gab hingegen Russland die Verantwortung für die Eskalation im Streit um die Stromversorgung. Moskau habe schon früher Strom nach Luhansk verkauft, sagte Wadim Tschernysch, Minister für die besetzen Gebiete. Die Abschaltung stellte er als eine Reaktion darauf dar.
Rebellenführer Igor Plotnizki erklärte, der Energie-Lieferstopp habe die letzten Verbindungen zwischen den Rebellengebieten in Luhansk und dem Rest der Ukraine gekappt. "Das war die letzte Nabelschnur, die uns mit ihrem Territorium verband", sagte er laut einer Nachrichten-Website der Rebellen. "Das beweist einmal mehr, dass wir nicht ein Volk sind."
2014 hatten die prorussischen Rebellen weite Teile von Luhansk und der größeren Nachbarprovinz Donezk besetzt. Dort leben insgesamt knapp vier Millionen Menschen, also etwa ein Zehntel der ukrainischen Bevölkerung. Der Westen geht davon aus, dass Russland den Einmarsch militärisch unterstützte. Die Ukraine startete eine Offensive zur Rückeroberung der Gebiete. In dem Konflikt wurden bereits mehr als 10.000 Menschen getötet.
Quelle: ntv.de, vck/AFP