Dossier

"Einfach irre" Verwüstungen in Wittenberg

In der Lutherstadt Wittenberg hat der Orkan "Kyrill" eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Ein ganzes Stadtviertel nahe der Elbe ist betroffen, viele Wohnungen sind über Nacht unbewohnbar geworden. Straßen sind mit Dachziegeln übersät, an einigen Wohnblöcken ragt der blanke Dachstuhl in den Himmel.

"Ganze Dächer von Mehrfamilienhäusern sind verschwunden, die Statik von oberen Geschossen ist fraglich", berichtet der Chef der Wachbereitschaft der Wittenberger Feuerwehr, Knut Stephan. Vielerorts liegen entwurzelte Bäume, einige haben Dächer durchschlagen. "Es saßen hier Menschen wegen des Stromausfalls im Dunkeln bei Kerzenschein, als plötzlich die Dächer abgedeckt wurden und herunterfallende Ziegelsteine durch die Fenster schlugen", erzählt der Chef der Wittenberger Wohnungsbaugesellschaft, Fritz-Peter Schede, über die Orkannacht im Stadtteil Wittenberg-West. "Die Lage war dramatisch, einfach irre."

Auch an der zum UNESCO-Welterbe gehörenden Schlosskirche hinterließ der Sturm Spuren. "Große Gesteinsteile sind vom Kirchturm auf das Dach und dann auf die Straße gestürzt", sagt Stephan. 120 Gottesdienstbesucher wurden daraufhin vom Küster und der Feuerwehr in Sicherheit gebracht - mit Hilfe von Taschenlampen, weil in der ganzen Stadt mehrere Stunden der Strom ausgefallen war.

Die Einwohner sind geschockt: "Ich habe keine Wohnung mehr", sagt Sandra Wurbs fassungslos. Mit ihrer dreieinhalb Jahre alten Tochter kam sie vorerst bei ihren Eltern unter. Auch die 72-jährige Helga Kosloswki ist erschüttert. "Meine Wohnung war gerade erst frisch renoviert worden, jetzt ist alles kaputt und nass." Die Bilder der zerstörten Häuser weckten bei der Rentnerin Erinnerungen an den Krieg.

Etwa 150 Haushalte sind Schede zufolge insgesamt vom Sturm betroffen, 40 mussten evakuiert werden. Die Betroffen würden zunächst in Gästewohnungen der Gesellschaft, in einem Seniorenheim und in Pensionen untergebracht. "Dennoch hatten wir Glück im Unglück", sagt Wittenbergs Oberbürgermeister Eckhard Naumann (SPD). Zumindest sei in der Orkannacht kein Bewohner der Stadt ernsthaft verletzt worden.

(Petra Buch, dpa)

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen