Brücken, Taucher und Ruinen Duisburg überrascht
19.11.2011, 07:00 Uhr
Duisburgs schicke neue Seiten: Am Innenhafen wurden die alten Speicher umgebaut, manches erinnert an Hamburg.
(Foto: picture alliance / dpa-tmn)
Hohe Arbeitslosigkeit, Bauskandale und die Loveparade-Katastrophe haben nicht gerade dazu beigetragen, Duisburgs Image zu verbessern. Gerade deshalb kann man bei einem Besuch eigentlich nur positiv überrascht werden.

Das Indoor-Tauchbecken im Inneren des Gasometers in Duisburg ist mit 45 Metern Durchmesser und 13 Metern Tiefe das größte seiner Art in Europa.
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Duisburg lässt Träume wahr werden, bizarre Träume jedenfalls. Man stelle sich vor, man steht in einer riesigen Coladose und blickt von oben in die tiefschwarze Flüssigkeit. Plötzlich steigen Luftblasen auf. Ein gelbliches Licht nähert sich, wird größer, durchbricht die Wasseroberfläche. Da ist einer aus der Tiefe emporgestiegen, mit Maske, Helm, Lungenautomat und Flossen. Es ist ein Taucher, na klar, aber in dieser Umgebung wirkt er nicht so, sondern eher wie ein zusammenfantasiertes Mischwesen.
In Duisburg gibt es immer wieder Orte, die man nicht zuordnen könnte, wenn man mit verbundenen Augen dorthin geführt würde. In der Coladose zum Beispiel könnte man schwerlich erraten, dass man sich in einem Gasometer befindet. Mit 45 Metern Durchmesser und 13 Metern Tiefe ist es das größte Indoor-Tauchbecken Europas. Der Taucher ist aus Utrecht angereist, um hier auf dem Boden der gigantischen Dose ein versenktes Schiffswrack zu durchkämmen.

Alte Industrieanlagen als Sehenswürdigkeiten: Der Landschaftspark Duisburg-Nord auf dem Gelände eines stillgelegten Hüttenwerks ist für Besucher frei zugänglich
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Der Gasometer ist Teil des Landschaftsparks Duisburg-Nord auf dem Gelände eines alten Hüttenwerks. Hohe Schornsteine entsteigen hier einem Gewirr von Verstrebungen und Rohren. Überall erobert sich die Natur den Raum zurück, überwuchert Mauern und Brachflächen. Der weite Ausblick über Duisburg von der 70 Meter hohen Spitze des einstigen Hochofens 5 ist geradezu niederschmetternd grün - weit über 100.000 Arbeitsplätze sind hier verschwunden.
Wasser fast allgegenwärtig

Die Rheinfähre nach Duisburg-Walsum ist noch kein touristisches Highlight - auf der anderen Rheinseite ist schon von Weitem das Kraftwerk von Walsum zu sehen.
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Duisburg ist eine Ruhrgebietsstadt wie keine andere, denn sie liegt am Wasser. Das Wasser ist nahezu allgegenwärtig: Fährt man mit dem Auto von Westen kommend Richtung Innenstadt, sind da überall Kanäle, Schleusen und Brücken. Die Brücken sind ein Fall für sich: Selbst schmale Wasserläufe werden von mächtigen Konstruktionen überspannt, so als gäbe es hier Eisen und Stahl im Überfluss.

Ideales Terrain, um den Schiffen zuzugucken: Rheinfrachter sind vor der Kulisse von Duisburg-Hamborn ein alltäglicher Anblick.
Am Besten parkt man am Deutschen Binnenschifffahrtsmuseum in Ruhrort und macht sich zu Fuß auf den Weg. Rechterhand ist alles niederrheinische Tiefebene mit endlosen Wiesen und der nie abreißenden Prozession der Frachtschiffe. Linkerhand erhebt sich auf der anderen Rheinseite das Hamborner Industrie-Panorama der qualmenden Schlote und Feuer speienden Öfen. Diese Skyline in der Abenddämmerung ist Duisburgs größtes Spektakel.
Glitzernd, hip und sauber

Kein Platz für Frachter: Im Innenhafen von Duisburg haben etlichen Jachten festgemacht. Zum Stadtzentrum ist es von hier aus nicht weit.
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Am Innenhafen im Stadtzentrum präsentiert sich die Halbmillionen-Stadt so, wie sie sich gern sähe: glitzernd, hip und pieksauber. Ein paar hundert Meter lang sieht Duisburg dort aus wie Hamburg - es dominieren Jachthäfen und umgebaute Speicher. Aber schon direkt dahinter stehen in der Einkaufszone viele Läden leer.
Aber Duisburgs Potenzial ist unverkennbar: die landschaftlich so reizvolle Lage am Zusammenfluss von Rhein und Ruhr, der "größte Binnenhafen Europas", die monumentale Industriearchitektur. Es ist eine Stadt, die man unbedingt wieder besuchen will. Vielleicht nicht gleich. Aber in ein paar Jahren - um zu sehen, was aus ihr geworden ist.
Quelle: ntv.de, Christoph Driessen, dpa