Reise

Riesige Monet-Retrospektive in Paris Schon vor Beginn ein Erfolg

Das Pariser Grand Palais zeigt seit 30 Jahren erstmals wieder eine große Monet-Retrospektive in Frankreich. Die 200 Werke umfassende Schau könnte zur Jahrhundertausstellung werden: Mehr als 80.000 Eintrittskarten wurden bereits online reserviert und die Führungen sind schon fast alle ausgebucht.

Diptychon des Gemäldes "Dejeuner sur l'Herbe" (1865)

Diptychon des Gemäldes "Dejeuner sur l'Herbe" (1865)

(Foto: dpa)

Claude Monet musste lange kämpfen und auf seinen Erfolg warten. Nicht so seine jüngsten Ausstellungen. Bei der im Pariser Grand Palais, die an diesem Mittwoch eröffnet, scheint der Erfolg sogar programmiert: Mehr als 80.000 Eintrittskarten wurden bereits online reserviert, auch die Führungen sind fast alle ausgebucht. Die Ausstellung, in Frankreich die erste große Retrospektive seit 30 Jahren, dürfte nur wenige enttäuschen. Denn die 200 Werke sind eine einzige Augenweide: herrliche Gemälde in einer ausgefeilten Präsentation, die einen Einblick in Monets Gesamtwerk geben und seine unermüdliche Suche nach Licht und Stimmung widerspiegeln.

"Überwältigender" Beginn

Das Grand Palais rechnet bis zum Ende der Ausstellung am 24. Januar 2011 mit mehr als einer halben Million Besucher. "Der Beginn ist überwältigend. Monet schlägt jetzt schon unsere Erfolgsausstellung 'Picasso und die Meister'", erklärte Thomas Grenon, Direktor der Einrichtung RMN (Réunion des musées nationaux), die die Ausstellungen im Grand Palais organisiert.

Monet in seinem Garten ...

Monet in seinem Garten ...

(Foto: dpa)

Die Werkschauen über das Oeuvre des Vaters des Impressionismus stoßen überall in der Welt auf große Begeisterung: Für die in Deutschland erst vor sieben Monaten mit fast 300.000 Besuchern ausgelaufene Monet-Schau im Heydt Museum in Wuppertal standen noch am letzten Tag Hunderte Schlange. Eine Beliebtheit, die zum Teil in Monets Malerei schöner Dinge begründet liegt. Monets Werk ist weder düster, bedrohlich, noch stimmt es traurig. "Monet hat schon immer schöne Dinge gemalt. Seine Winter sind mild, das Wasser ist ruhig, das Licht bezaubert. Unser Auge sieht ein lebendiges Bild", erklärt der Direktor des französischen Verlags Editions Hazan, Jean-François Barrielle, die Monet-Begeisterung.

Und so ist die Pariser Ausstellung, die chronologisch beginnt und thematisch endet, eine Wonne für das Auge. Sie beginnt mit seinen ersten, noch unter dem Einfluss der Schule von Barbizon stehenden Werken, die im Wald von Fontainebleau entstanden sind. Die Perspektive ist linear, der Stil noch realistisch und die Palette wird von grünen und braunen Farben dominiert. Eines seiner ehrgeizigsten Projekte entstand in diesem knapp 60 Kilometer von Paris liegenden Wald: Die riesige Komposition "Frühstück im Grünen". Eine Hommage an seinen älteren Malerkollegen Édouard Manet. Das Werk wurde jedoch nie vollendet.

... und seinem Haus in Giverny.

... und seinem Haus in Giverny.

(Foto: dpa)

In der Normandie, in der Bretagne, in London und Italien schulte Monet sein Auge und veränderte seine Malweise. Mal sind es Boote, Silhouetten von Fischern, Felsen, Heuschober oder pittoreske Dörfer - auf jedem der Bilder gibt er die vibrierende Stimmung des Lichts zu ganz unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten wieder. Er arbeitet mit flachen, breiten oder hakenförmigen Pinselstrichen und intensiven Farben wie Blau, Grün und Violett. Keines der Lieblingsmotive des Malers fehlt: weder die Eisenbahnbrücke von Argenteuil noch der Bahnhof Saint-Lazare, weder seine Stillleben noch seine Porträts.

Malerei in die Moderne geführt

Einer der schönsten Säle ist jedoch der, der Monets einzigartige Bildserien der Kathedrale von Rouen, der Themse in London oder der Seine bei Giverny vereint. Bilder, die die unterschiedlichsten Stimmungen einfangen und das Licht in die herrlichsten Farbtöne eintauchen.

"Die Kathedrale von Rouen" (1893). Das gotische Gotteshaus diente Monet als Motiv einiger seiner bedeutendsten Meisterwerke.

"Die Kathedrale von Rouen" (1893). Das gotische Gotteshaus diente Monet als Motiv einiger seiner bedeutendsten Meisterwerke.

(Foto: picture alliance / dpa)

Keiner hat besser die Arbeitsweise Monets beschrieben als der Schriftsteller Guy de Maupassant: "Der Maler, der seinem Sujet gegenüberstand, belauerte Sonne und Schatten, fing in wenigen Pinselstrichen den Lichtstrahl ein oder die vorbeiziehende Wolke. Ich habe gesehen, wie er blitzende Lichtstrahlen auf der weißen Felsenwand einfing (...) Ein anderes Mal nahm er sich einen Platzregen vor, der sich über das Meer ergoss und warf ihn auf die Leinwand. Es war wirklicher Regen, den er so malte, nichts als Regen, der die Wellen, Felsen und den Himmel verschleierte, die kaum in dieser Sintflut zu erkennen waren."

Mit seinem fragmentierten Stil, seinem Einfangen des Augenblicks führte Monet die Malerei in die Moderne. "Was ich wiedergeben möchte, ist das, was zwischen dem Motiv und mir geschieht", sagte einst der Impressionist. Und das wird in dieser Ausstellung auf überlegte und erfolgreiche Weise gezeigt.

Quelle: ntv.de, dpa

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