Südwesten will Fahrradland werden Highlights für Biker locken
11.08.2010, 10:55 UhrBaden-Württemberg wartet mit zwei Highlights für Radfahrer auf: Der Bodensee-Radweg ist europaweit der beliebteste für Urlauber. Und der Schwarzwald verfügt über das bundesweit größte Wegenetz für Mountainbiker.
Baden-Württemberg will zum Fahrradland werden. Die Chancen stehen gut. (Fahrradtouristen am Hafen von Iznang am Bodensee)
Immer mehr Touristen wollen die Urlaubsregion Bodensee auf zwei Rädern erkunden, weiß der Konstanzer Radreiseveranstalter Peter Eich. Jährlich kommen etwa 380.000, von denen 240.000 jeweils mehrere Tage unterwegs sind, sagt der Chef Bodensee-Radweg-Service GmbH. Mehr als 100.000 umrunden sogar den ganzen See mit seinem 280 Kilometer langen Ufer. Doch es gibt noch viele andere reizvolle Möglichkeiten für Radler, im Urlaub in die Pedale zu treten.
Radreisen:
Insgesamt 17 Radfernwege laden nach Angaben der baden-württembergischen Tourismus-Marketing GmbH zur Erkundung von Landschaften und Sehenswürdigkeiten ein. Die meisten Radurlauber sind auf eigene Faust unterwegs, heißt es beim Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Wer sich nicht abstrampeln will, kann sein Gepäck von einem Anbieter transportieren lassen. Andere bevorzugen ein Pauschalangebot mit ausgearbeiteten Strecken und vorgebuchten Hotels. Der Klassiker "Liebliches Taubertal" ist die einzige Route im Südwesten mit fünf Sternen des ADFC.
Radsportler:
Mountainbiker haben ihr Paradies im Schwarzwald. Er bietet mit 8000 Kilometern das längste, zusammenhängende Wegenetz Deutschlands für diese Radlergruppe, heißt es bei der Schwarzwald-Tourismusgesellschaft in Freiburg. In Bikeparks wie in Todtnau, Bad Wildbad oder am Schauinsland können ambitionierte Radler mit der Seilbahn in die Höhe schweben und dann zu Tal rauschen. Auch wer den Rennrad-Profis nacheifern will, findet in den Bergen genügend steile Anstiege und rasante Abfahrten.
Unterkunft:
Das Gastgewerbe hat sich längst auf Radkunden eingestellt. Wer tagsüber im Sattel schwitzt, gönnt sich abends sogar mehr als andere Urlauber: ein bequemes Hotel und ein leckeres Essen, sagt ADFC-Landesgeschäftsführer Erich Kimmich. 750 Übernachtungsbetriebe dürfen im Südwesten unter der Marke Bett & Bike das Schild "fahrradfreundlich" raushängen. Radler sind damit ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsfaktor: Am Bodensee machen sie bereits 23 Prozent aller Übernachtungen aus.
Sicherheit:
Mountainbike-Fahrer in Furtwangen beim Schwarzwald-Bike-Marathon (Archivbild von 2005)
(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)
Am Fahrradhelm scheiden sich die Geister. Der ADFC ist gegen eine allgemeine Pflicht, empfiehlt den Kopfschutz aber. "Jeder, der Grips im Kopf hat, sieht ein, dass man einen Helm tragen sollte", meint Kimmich. Nur dürfe ein Radler nicht glauben, ein Helm allein garantiere Rundumsicherheit. Auch das Radverkehrsnetz sei verbesserungsbedürftig. Die Techniker Krankenkasse (TK) hat festgestellt, dass Schädelbrüche bei Kindern zwischen 1 und 14 Jahren beim Radfahren, Inlineskaten oder Skifahren dank Helm zurückgegangen sind. "90 Prozent der Vorschulkinder tragen mittlerweile einen Helm, bei den 5- bis 14-Jährigen sind es immerhin noch zwei Drittel", sagt Andreas Vogt, Leiter der TK-Landesvertretung. Fahrradunfälle insgesamt sind 2009 im Südwesten zurückgegangen. Sie sanken laut Statistikamt um 5,5 Prozent auf rund 7900.
Fahrradland Baden-Württemberg:
Das Autoland Baden-Württemberg will zum "Fahrradland Nr. 1 in Deutschland" werden. Bis 2015 soll sich der Fahrradanteil an allen Wegen auf 20 Prozent verdoppeln. Ein "Landesbündnis ProRad" und eine "Arbeitsgemeinschaft Fahrradfreundliche Kommune" wurden gegründet. Verkehrsministerin Tanja Gönner sieht die Potenziale bei weitem nicht ausgeschöpft: "Gerade bei kurzen Distanzen ist das Fahrrad überlegen. Deshalb wollen wir die Menschen zum Umstieg bewegen."
Fahrradindustrie:
Die Fahrradbranche spürt nach der Flaute 2009 wieder Rückenwind. Der Zweirad-Industrieverband (ZIV) erhofft sich zusätzlichen Schwung vom E-Bike. Noch ist der Marktanteil mit vier Prozent bescheiden, aber der Zuwachs gewaltig. 2009 wurden 150.000 Räder mit der elektrischen Trethilfe (plus 36 Prozent) verkauft. In diesem Jahr sollen es schon 180.000 werden. Auf den neuen Trend haben bereits einige Kommunen mit Aufladestationen für die Akkus reagiert.
Quelle: ntv.de, dpa