Throne aus aller Welt Machtgeprotze in Versailles
04.03.2011, 08:50 UhrEs soll diesmal keine empörten Aufschreie und Proteste wie bei den Schauen von Jeff Koons oder Takashi Murakami geben. Mit seiner neuen Ausstellung erinnert Versailles daran, dass ein Thron auch heute noch politische und religiöse Macht versinnbildlicht.
Versailles geht diesmal auf Nummer sicher: Was in den nächsten Wochen in den königlichen Appartements des Schlosses zu sehen ist, wird weder eine Klage wegen Werbung für einen Pornostar auslösen wie im Fall der großen Jeff-Koons-Schau 2008 noch eine Petition wegen Profanierung des Kulturerbes wie bei dem japanischen Popkünstler Takashi Murakami 2010.Versailles hat in die königlichen Appartements Symbole geholt, die nicht besser in das Schloss des "Sonnenkönigs" Ludwig XIV. hätten passen können: Throne.
Symbol für politische und religiöse Macht
Die rund 50 Herrschaftssitze kommen aus vielen Ländern und erinnern daran, dass der Thron, egal in welcher Zeit und welcher Kultur, das Symbol für politische und religiöse Macht war. Doch nicht nur in Monarchien und Diktaturen spielt das Sitzmöbel der Macht eine Rolle.
Das Schloss von Versailles ist der Inbegriff des Absolutismus schlechthin und Ausdruck der Blütezeit französischer Macht. "Als man mir von dem Projekt erzählte, war ich sofort damit einverstanden. Das Schloss von Versailles war ein gutes Jahrhundert lang Sitz französischer Könige. Der ideale Ort also", erklärte Jean-Jacques Aillagon, der Direktor des staatlichen "Château de Versailles". Mit der Ausstellung "Trônes en majesté", die bis zum 19. Juni dauert, beschwichtigt Aillagon die Traditionalisten, die regelmäßig gegen den Einzug zeitgenössischer Kunst in das geschichtsträchtige Erbe protestieren.
Darstellung religiöser und politischer Macht
Die Ausstellung illustriert auf beeindruckende Weise die Universalität der Darstellung religiöser und politischer Macht. Gleich ob in Thailand, Ägypten oder Kamerun, gleich ob schlicht oder prunkvoll: Alle Throne sind zum Sitzen und sollen so verdeutlichen, dass sich darauf stabile und legitime Autoritäten niederlassen, heißt es in den Erklärungen der Ausstellungsmacher.
  Der Spiegelsaal ist an sich schon prunkvoll - auch ohne protzige Thronsessel.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Versailles hat in seinen königlichen Appartements einzigartige Exponate vereint, die aus dem Vatikan, der Verbotenen Stadt von Peking und den Königsschlössern Europas stammen. Unter den Sitzmöbeln der Macht sind auch jene, auf denen einst Napoleon, König Dagobert oder der Zar Nikolaus II. ihre Regierungsgewalt ausübten. Ein besonderes Stück ist der tragbare Papst-Thron, die Sedia gestatoria, von Papst Pius VII., aber auch der Thron aus der Marsch. Der Holzsitz stammt aus dem zweiten Viertel des 5. Jahrhunderts und wurde 1994 in Deutschland bei Ausgrabungen an der Fallward bei Bremen gefunden.
Dass Statussymbole dieser Art nicht nur in die Monarchie oder die Diktatur gehören, zeigt der letzte Saal. Dort sind Stühle der Minister des französischen Staatsrats ausgestellt: vergoldet und reich bestickt und mit den Insignien der französischen Republik.
Quelle: ntv.de, Sabine Glaubitz, dpa