Panorama

Deilmann verkauft KreuzfahrtschiffeNicko fährt billiger

03.11.2009, 14:29 Uhr

Die Flusskreuzfahrtschiffe der Reederei Deilmann sind verkauft worden. Sieben der neun Schiffe werden künftig für den Schiffsreisen-Veranstalter Nicko Tours fahren.

Die Flusskreuzfahrtschiffe der Reederei Deilmann sind verkauft worden. Sieben der insgesamt neun Schiffe der traditionsreichen Reederei in Neustadt/Holstein werden künftig für den Schiffsreisen-Veranstalter Nicko Tours fahren. Das teilte das Unternehmen aus Stuttgart in Hamburg mit.

Übernommen worden seien die jüngeren Schiffe der Flotte. Für die "MS Mozart" und die "MS Dresden" habe es andere Interessenten gegeben. Inklusive der ehemaligen Deilmann-Schiffe fahren nun 28 Schiffe für Nicko Tours. "Wir sind sehr froh über diesen Neuzuwachs unserer Flotte", sagte der Geschäftsführer und Eigentümer von Nicko Tours, Ekkehard Beller. Die Schiffe ermöglichten es, künftig auch Fahrtgebiete wie Seine, Rhône, Elbe, Oder, Havel und die Moldau in Tschechien anzubieten. "Damit haben wir alle wichtigen Flüsse in unserem Programm".

Die Schiffsnamen sollen nicht geändert werden. Auf den Flüssen werden also weiterhin die bekannten Namen "MS Casanova", "MS Königstein", "MS Katharina von Bora", "MS Cézanne", "MS Frederic Chopin", "MS Heidelberg" und die "MS Princesse de Provence" zu sehen sein. Allerdings werden sie Beller zufolge zum Teil auf neuen Routen fahren. Eingesetzt würden sie künftig nach dem Motto "Kleine Schiffe auf kleine Flüsse". Alle Schiffe werden mit vier Sternen bewertet - bis auf die "MS Heidelberg", die fünf Sterne hat.

Bis zu 30 Prozent billiger

Nicko Tours will die Reisen auf den ehemaligen Deilmann-Schiffen künftig im Schnitt 20 bis 30 Prozent billiger anbieten. "Einen Friseur an Bord oder einen Decksteward wird es nicht mehr geben", erläuterte Beller. "Wir haben uns gefragt, ob solche Angebote auf den kleinen Schiffen wirklich Sinn machen und dieses verneint." Ein gesetztes Essen dagegen werde bleiben, auch die im Reisepreis inbegriffenen Ausflüge. Renoviert werden müssten die Deilmann-Schiffe nicht: "Sie sind ständig gepflegt worden und gut in Schuss."

Besitzer der Schiffe ist nicht Nicko Tours selbst, der Käufer ist nach Angaben des Unternehmens eine Schweizer Gesellschaft. Daher werden die Schiffe auch künftig unter Schweizer Flagge und mit einem Schweizer Hotelmanagement fahren. Der neue Katalog von Nicko Tours mit den ehemaligen Deilmann-Schiffen erscheint am 16. November.

Eine klassische Flusskreuzfahrt auf einem Schiff von Nicko Tours kostet im Schnitt rund 1000 Euro. Fernreisen sind teurer: Eine elftägige Nilkreuzfahrt mit drei Tagen in Kairo und allen Ausflügen liegt bei 2140 Euro. Das Unternehmen bietet Flusskreuzfahrten im Drei- bis Fünf-Sterne-Bereich in Europa, aber auch in Ägypten, Russland und China an - und sieht darin den Schlüssel zum Erfolg. "In 2009 haben wir mit 69.000 Passagieren eine Steigerung um 30 Prozent, und mit 72,5 Millionen Euro Umsatz eine Steigerung von 24 Prozent", sagte Beller. Für 2010 werde noch einmal mit ähnlichen Zuwächsen gerechnet. Die Zahl der Passagiere solle auf 90.000 steigen.

Umsatzeinbruch führte zu Insolvenz

Die Reederei Peter Deilmann in Neustadt/Holstein hatte im Sommer 2009 das Insolvenzverfahren für seine Flussschiffsparte eröffnen müssen. Als Grund wurde ein massiver Umsatzrückgang wegen der weltweiten Wirtschaftskrise genannt. Vor allem Gäste aus der USA und Großbritannien hätten nicht mehr gebucht. Das Unternehmen verlor nach eigenen Angaben 50 Prozent des Umsatzes. Der Geschäftsbetrieb in der Saison 2009 war aber weitergelaufen. Deilmanns einziges Hochseeschiff "MS Deutschland" ist von dem Insolvenzverfahren nicht berührt.

Quelle: dpa