Reise

Für Individualurlauber Thailand genießen

Der Motor des uralten "Chicken-Truck" von Jean-Michel Limandas muckt hörbar auf, dann springt er doch an. Im Kriechtempo geht die holprige Fahrt durch ein kleines Fischerdorf und eine staubige Straße hinauf in den Dschungel, während die Sonne auf der Insel Koh Yum im Süden Thailands gerade untergeht. "Wir sind gleich da", sagt der Franzose zu den Mitfahrern auf der Ladefläche.

Was ein wenig ungemütlich beginnt, entpuppt sich kurze Zeit später als Reise in ein kleines Paradies. Die Büsche und Bäume scheinen sich zu teilen, Lichter und mehrere Bambushütten tauchen in der Dunkelheit auf. Die ruhige See wirft kleine Wellen an den weißen Strand, und auf der Terrasse der "Koh Yum Lodge" von Gastgeber Limandas steht ein exotischer Begrüßungsdrink für die erschöpften Reisenden bereit.

Der Militärputsch Mitte September hat bislang keine Auswirkungen auf den Thailand-Tourismus. Nach Angaben der Behörden und Tourismusverbände ergeben sich durch den weitgehend friedlich verlaufenen Umsturz keine Gefährdungen für Urlauber. Auch auf Koh Yum bekommen Gäste nichts von diesen Ereignissen im fernen Bangkok mit.

Unweit der Phi-Phi-Inseln bei Phuket und damit nahe des Massentourismus liegt das kleine Eiland Koh Yum. Wer die Stille sucht und an einem romantischen Strand den Tag verträumen will, ist hier genau richtig. Hängematten laden vor jeder der 16 Hütten der Lodge zum Entspannen ein. Allerhand Getier, kleine Krabben, Käfer und Ähnliches, huschen abends schon mal über den weißen Sandstrand, während die Schatten immer länger werden und schließlich nur noch die Lampen auf der Terrasse und an den Hütten etwas Licht bringen.

Der Blick wandert dann über den Strand hinaus aufs Wasser. Dort im Andamanenmeer zwischen den hunderten kleinen Felsinseln jagte bereits James Bond im Film Bösewichter. Viele der teils bizarr gewachsenen Felsformationen sind wegen des fehlenden Süßwassers unbewohnt. Koh Yum hingegen ist bevölkert, Strom gibt es hier allerdings noch nicht, erzählt Limandas, der mit seiner thailändischen Frau vor Jahren hierher zog und seinen Traum verwirklichte -Abenteuer und ein bisschen Robinson Crusoe, wie er sagt.

Noch vor knapp zwei Jahren sah es hier allerdings ganz anders aus: Nur drei Tage nach der Eröffnung der Lodge im Dezember 2004 kam der Tsunami und riss alles wieder ein. Mit viel Glück habe er die Katastrophe überlebt, erzählt Limandas. Die ersten Gäste seien glücklicherweise kurz vorher abgereist. Im Herbst vergangenen Jahres konnte er schließlich wieder eröffnen, dank der Einheimischen, die beim Aufbau halfen, und eines Bankkredites.

Für Individualtouristen auf der Suche nach dem ursprünglichen Thailand lohnt sich neben Koh Yum auch ein Besuch der etwas größeren Insel Koh Yao Noi im Andamanenmeer. Doch auch hier hat der Tourismus Einzug gehalten: Das "Koyao Island Resort", eine Vier-Sterne-Ferienanlage mit 15 Villen, bietet selbst für Anspruchsvolle den nötigen Komfort.

Jede im traditionellen Stil gebaute Hütte besitzt einen Wohn-und Schlafbereich und eine Freiluftdusche. Die zum Meer hin offene Veranda gewährt einen perfekten Blick auf die Sonnenaufgänge, während die Kaffeemaschine vor sich hinblubbert. Lange schlafen will man in so einer Umgebung ohnehin nicht. Bootstouren durch die Inselwelt, Tauchausflüge oder ein Besuch der Fischerdörfer auf der Insel bieten reichlich Ablenkung.

Koh Yao Noi ist weitgehend muslimisch geprägt. Fast 90 Prozent der knapp 4000 Einwohner sind islamischen Glaubens. Die Insel selbst lässt sich am besten mit dem Moped erkunden. Autos sind hier selten, schließlich führt nur eine Straße um die Insel herum. Fährt man dann in eines der kleinen Dörfer, begegnet man überall der sprichwörtlichen Freundlichkeit der Thais.

Das sei ehrlich gemeint, sagt Peirat-Pum Kratin. Gäste seien immer willkommen, nur der Massentourismus ängstige ihn ein wenig. Der 35-Jährige war schon mal auf der Touristen-Hochburg Phuket -und kam ernüchtert zurück. "Doch wenn die Touristen unser Leben respektieren, dann sind sie willkommen", fügt er hinzu.

Die Angst vor Veränderung auf dieser Insel, die über mehrere Jahrhunderte hinweg von der Zivilisation verschont blieb, ist deutlich spürbar. Noch heute leben die Bewohner von Koh Yao Noi fast ausschließlich vom Fischfang und dem Kautschuk-Anbau. Dabei muss das Leben ziemlich ungemütlich sein: Eines der Dörfer ist auf Stelzen gebaut, bei Ebbe spielen die Kinder im Schlamm.

Immerhin besitzt das Dorf eine Tankstelle -oder vielmehr eine Holzhütte, rund um ein Benzinfass gebaut. Als eines der wenigen Autos hält, beginnt der Besitzer, den Treibstoff mit einem Schlauch herauszusaugen und lässt es dann in den Tank laufen.

Bislang spielt der Tourismus auf Koh Yaoh Noi noch eine untergeordnete Rolle. Er wolle nicht, dass spärlich bekleidete Frauen im Bikini durchs Dorf laufen, sagt Kratin, der selbst einmal wie sein Vater Fischer war. Von diesem Job lässt sich inzwischen nicht mehr gut leben. Mittlerweile ist sein neuer Arbeitgeber das "Kohyao-Island Resort" -die Insel beginnt sich zu verändern.

Quelle: ntv.de

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