Reise

Wracks in der Ostsee Trophäentaucher zerstören Funde

Kriminelle Taucher, die ohne Genehmigung unterwegs sind, beschädigen die geschichtlichen Zeugnisse auf dem Meeresgrund. Deshalb werden Fundorte geheim gehalten.

Taucher am Wrack eines schwedisches Kriegsschiffes von 1715.

Taucher am Wrack eines schwedisches Kriegsschiffes von 1715.

(Foto: dpa)

Trophäenjäger, die in der Ostsee vor allem nach Überresten aus dem Zweiten Weltkrieg tauchen, machen Mecklenburg-Vorpommerns Archäologen das Leben schwer. "Wir haben jedes Jahr mehrere Fälle", berichtete Landesarchäologe Detlef Jantzen. Die kriminellen Taucher, die ohne denkmalrechtliche Genehmigung unterwegs seien, beschädigten die geschichtlichen Zeugnisse auf dem Meeresgrund. Deshalb werden Fundorte geheim gehalten. So erklärte das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege nach der Entdeckung eines mittelalterlichen Wracks mit Kupferladung im April lediglich, das Schiff liege in größerer Tiefe vor Rügen.

"Zum Teil wird da sehr großer Aufwand betrieben", sagte Jantzen über die Trophäentaucher. Mit Unterwasserschweißgeräten trennten sie Schiffsschrauben oder Verzierungen ab. Bei einem Kleinst-U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg sei wiederholt versucht worden, die Kuppel aufzubrechen. Sogar ganze Flugzeuge seien ohne Genehmigung gehoben worden. Entdeckt würden solche Zwischenfälle meist später von ehrenamtlichen Mitarbeitern des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege, die regelmäßig nach dem Rechten sehen, oder auch von der Wasserschutzpolizei. Es gelinge längst nicht immer, die Täter zu ermitteln. "Der Nachweis ist sehr schwierig, es gibt unter Wasser keine Fingerabdrücke."

Großes Interesses von Anwohnern und Touristen

Aber auch Hobbytaucher können Schäden anrichten, sagte Jantzen. "Bei den steinzeitlichen Fundplätzen etwa in der Wismarbucht reicht ein unbedachter Flossenschlag, um Fundstücke durcheinanderzuwirbeln." Dabei gehe immer Information für die Forschung verloren. "Die Dinge liegen dort unten auf dem Meeresgrund so, wie sie vor 6000 bis 7000 Jahren zurückgelassen wurden." Um das damalige Leben zu rekonstruieren, sei es wichtig, dass alles so liegen bleibt, wie es war.

Angesichts des großen Interesses von Bevölkerung und Touristen an archäologischen Funden bieten einige Tauchschulen an der Küste geführte Tauchgänge zu Wracks an, die mit den Denkmalschützern abgestimmt sind. Vorher gibt es Erklärungen zum richtigen Verhalten. Das Amt habe eine Liste mit zwölf Wracks entlang der mecklenburg- vorpommerschen Ostseeküste zusammengestellt und Vereinbarungen zum touristischen Tauchen mit zehn Tauchschulen geschlossen. "Das sind meistens Wracks aus dem 19. und 20. Jahrhundert, damit die Tauchtouristen auch etwas zu sehen bekommen." Bei Wracks aus früheren Jahrhunderten schauten oft nur noch einzelne Planken aus dem Sand.

Quelle: ntv.de, Iris Leithold, dpa

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