Wirtschaft

Mehr Rückrufe als Verkäufe in den USA Autobauer stehen vor peinlichem Rekord

Platznot in den Vertragswerkstätten. 2013 sind Rückrufzahlen höher als Verkaufszahlen.

Platznot in den Vertragswerkstätten. 2013 sind Rückrufzahlen höher als Verkaufszahlen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Etliche Pkw-Hersteller aus aller Welt könnten in diesem Jahr auf dem US-Markt eine neue Höchstmarke verbuchen. Stolz dürften sie darüber indes nicht sein. Laut einer Studie sind im ersten Halbjahr 2013 deutlich mehr Fahrzeuge zurückgerufen worden als gleichen Zeitraum überhaupt verkauft wurden. Bei einigen Herstellern liegt die Quote bei über 300 Prozent.

Auf dem für die Autoindustrie weltweit maßgeblichen US-Markt könnte die Zahl der Rückrufe in diesem Jahr laut einer Studie eine neue Rekordmarke erreichen. Allein in der ersten Jahreshälfte hätten die Hersteller in den Vereinigten Staaten 11,3 Millionen Pkw in die Werkstätten zurück beordert, heißt es in einer Untersuchung der Fachhochschule Bergisch Gladbach. Im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahrs waren nur 4,8 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen worden.

Im bisherigen Rekordjahr 2010 hätten die Hersteller im Gesamtjahr 18 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten bestellt, sagt Stefan Bratzel vom Bergisch Gladbacher Center of Automotive. Der US-Markt gilt wegen der hohen Verkaufszahlen, der scharfen Sicherheitsvorgaben und der erhöhten Klagefreudigkeit der Verbraucher als wichtiger Qualitätsmaßstab für die Branche.

Insgesamt beträgt die Rückrufquote in den USA im ersten Halbjahr 142 Prozent, wie es in der Untersuchung heißt. Demnach holten die Hersteller in den ersten sechs Monaten fast eineinhalb Mal so viele Autos in die Werkstätten zurück, wie sie überhaupt an Neuwagen verkaufen konnten. Bei den Rückrufen waren demnach auch Fahrzeuge dabei, die in den Vorjahren verkauft wurden.

Problemkinder unter den Autobauern

Einzelne Hersteller übertreffen aber auch die Rekordquote von 142 Prozent um Längen. Bei BMW lag die Rückrufquote den Angaben zufolge bei 334 Prozent, Chrysler kommt auf 314 Prozent, Hyundai auf 294 Prozent, Honda auf 265 Prozent und Toyota auf 208 Prozent. Beim deutschen Hersteller BMW scheine eine "Negativserie von hohen sicherheitsrelevanten Mängelquoten" nicht abzureißen. Das vierte Jahr in Folge habe BMW in den USA besonders viele Autos zurückrufen müssen, hieß es.

Vor allem der Insassenschutz bereitet den Herstellern scheinbar die größten Probleme. In mehr als 38 Prozent der Fälle mussten die Autos wegen entsprechender Probleme - etwa an Airbags - zurückbeordert werden. Weitere häufige Ursachen waren laut Untersuchung Probleme mit der Elektronik (29,5 Prozent) und Mängel an den Motoren (26,6 Prozent).

Entwicklungstempo erhöht Anfälligkeit

Die Qualitätsprobleme der Hersteller hätten eine ganze Reihe von Gründen, heißt es in der Studie. Ausschlaggebend sei das massiv gestiegene Tempo in der Entwicklung neuer Modelle und Baureihen. Daneben gebe es einen erheblichen Kostendruck, den Hersteller an Teilezulieferer weiterreichten. Auch bauten Hersteller verschiedene Automodelle zunehmend auf Grundlage gleicher Plattformen und mit gleichen Teilen. Fehler bei einem Teil können sich damit auch schnell in erheblicher Weise auf weitere Modelle auswirken.

Quelle: ntv.de, fst/AFP

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