Wirtschaft

Irak überholt IranBagdad droht den Franzosen

13.08.2012, 19:38 Uhr
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Droht den Franzosen und allen, die Verträge mit den Kurden abschließen: Bagdads Vize-Regierungschef Hussein al-Schahristani (Archivbild). (Foto: REUTERS)

Die Sanktionen gegen Teheran spielen dem Nachbarland Irak mehr und mehr Marktanteile in die Hände. Doch der wachsende Einfluss der autonomen kurdischen Region im Norden zwingt die Regierung in Bagdad zu scharfen Drohungen gegen internationale Ölkonzerne: Nun sieht sich auch der französische Mineralöl-Multi Total mit einem irakischen Ultimatum konfrontiert.

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Ein Land droht zu zerfallen: Im Norden des Irak stehen sich kurdische Truppen der irakischen Nationalarmee an eilig errichteten Kontrollposten gegenüber. (Foto: REUTERS)

Der Irak ist eigenen Angaben zufolge zum zweitgrößten Ölproduzenten

im Kreis der Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec) aufgestiegen. Mit 3,2 Mio. Barrel täglich übertreffe der Irak mittlerweile die Förderleistung des Iran, sagte der für Energie zuständige irakische

Vize-Regierungschef Hussein al-Schahristani. Wichtigster Ölförderstaat innerhalb der Opec bleibt das Königreich .

Der Politiker nutzte den Anlass, dem französischen

Ölkonzern Total ein Ultimatum zu stellen, sich aus separat abgeschlossenen Verträgen im kurdischen Nordirak zurückzuziehen.

Hintergrund dieser Forderung sind die Ängste der Zentralregierung in Bagdad vor weiteren Abspaltungstendenzen im rohstoffreichen Norden des Landes. Nach dem gewaltsamen Sturz des Hussein-Regime bemüht sich der Irak, bei der Erdöl-Förderung das Vorkriegsniveau zu übertreffen und den Rohstoffexport kräftig

auszuweiten. Das Rohöl-Exportgeschäft macht einen Großteil der staatlichen

Einnahmen aus.

Bei der Ausweitung der Fördermengen ist der Irak auf die Hilfe ausländischer

Konzerne angewiesen. Das Land benötigt die technische Expertise der Unternehmen und vor allem deren Finanzkraft. Große Teile der irakischen Ölindustrie gelten als veraltet. Investitionen aus dem Ausland sollen dazu beitragen, die Förder- und Verarbeitungskapazitäten zu erhöhen.

Das französische Unternehmen Total fiel im Irak dabei allerdings zuletzt in Ungnade.

Schahristani betonte, entweder beende Total seine Beziehungen zur autonomen kurdischen

Region im Nordirak oder es verkaufe - zum Ausgleich - seine Anteile am südirakischen Ölfeld Helfaja

an ein anderes Unternehmen.

Er habe Total "eine gewisse Zeitspanne" dafür

eingeräumt, sagte Schahristani, ohne diese zu präzisieren. Die irakische Zentralregierung hatte zuletzt im Juni französische Energiekonzerne

gewarnt, dass alle Verträge mit Bagdad annulliert würden, falls sie andere Verträge

mit regionalen Behörden im Irak abschließen sollten.

Separate Verträge im Norden

Das US-Unternehmen

wurde bereits vergangene Woche entsprechend sanktioniert. Dem US-Branchenriesnz

droht ähnliches. In der autonomen kurdischen Region im Nordirak werden weitere große Ölvorkommen

vermutet. Die Regierung in Bagdad und die Region streiten über die Verteilung

der Einnahmen.

Die kurdische Region bietet ausländischen Ölkonzernen deutlich lukrativere

Verträge an als Bagdad. Daher sind die Unternehmen zusehends gewillt, sich über

die Wünsche der Zentralregierung hinwegzusetzen.

Durch den Bürgerkrieg in Syrien bekamen kurdische Autonomiebestrebungen zuletzt eine neue Dynamik: Ende Juli kursierten Berichte über einen , der angeblich eine Aufteilung des Landes in mehrere weitgehend autonome Provinzen vorsah - mit einer Region unter syrisch-kurdischer Verwaltung an der Grenze zum Nachbarland Irak.

Sanktionen gegen Teheran

International profitiert der Irak derzeit davon, dass das Nachbarland Iran wegen seines umstrittenen Atomprogramms

mit Sanktionen belegt ist, die seit Jahresbeginn besonders auch den Erdölsektor betreffen.

Die Opec hatte die irakische Ölproduktion zuletzt mit knapp 3,1

Mio. Barrel pro Tag angegeben, die des Iran mit 2,8 Mio. Barrel. Damit steigerte

der Irak seine Produktion im Vergleich zum Vorjahr um 400.000 Barrel pro Tag, die

des Iran sank um 700.000 Barrel pro Tag.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP