Mit dem ICE durch den Tunnel Bahn nähert sich London
22.03.2011, 13:46 UhrDie Deutsche Bahn will ab 2013 ICE-Fahrten von Frankfurt und Amsterdam nach London anbieten. Dieses Ziel rückt in greifbare Nähe. Der französische Konkurrent Alstom gibt sich aber noch immer nicht geschlagen.
Bei der Deutschen Bahn wächst die Hoffnung, künftig London mit eigenen Zügen anzusteuern. Nachdem die Europäische Bahnaufsicht (ERA) grundsätzlich nichts gegen den Einsatz von ICE-Zügen im Ärmelkanaltunnel einzuwenden hatte, rechnet die Bahn nun mit einer grundsätzlichen Freigabe. "Damit rückt unser Plan, London mit zahlreichen neuen Städten auf dem europäischen Festland direkt per ICE zu verbinden, in greifbare Nähe", sagte Bahn-Vorstand Ulrich Homburg.
Auch Verkehrsminister Peter Ramsauer zeigte sich optimistisch. "Durch das Gutachten der ERA ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Zulassung der ICEs im Eurotunnel getan. Ich bin zuversichtlich, dass auch auf dieser Strecke in absehbarer Zeit ein offener Wettbewerb entsteht - im Interesse der Bahnkunden", sagte er.
Die ERA hatte am Montag erklärt, die in den Siemens-Zügen verwendete Antriebstechnik verstoße nicht gegen die Sicherheitsvorschriften im Euro-Tunnel. Der Konkurrent Alstom sieht das allerdings anders und versucht die Auftragsvergabe zu hintertreiben. Die Franzosen setzen dabei auf Gerichte und Unterstützung durch die Politik.
Schlechte Verlierer
Der Streit zwischen Franzosen und Deutschen hatte sich an einem 600 Mio. Euro schweren Zugauftrag des Betreibers Eurostar entzündet, den Siemens überraschend gewonnen hatte. Eurostar gehört zu 55 Prozent der französischen Staatsbahn SNCF. Bisher fahren nur Eurostar-TGV-Züge des französischen Herstellers durch den Tunnel.
Auch an den Plänen der Bahn, London künftig direkt anzufahren, hatten sich die Franzosen gestört. Für Alstom ist die Entscheidung der ERA bereits die zweite Schlappe nach einer Niederlage vor einem britischen Gericht Ende Oktober. Der Konzern will allerdings noch vor der EU-Kommission die Niederlage bei der Zug-Ausschreibung anfechten.
Die Deutsche Bahn will ab 2013 ICE-Fahrten von Frankfurt und Amsterdam nach London anbieten.
Alstom versucht die deutsche Konkurrenz mit dem Argument auszubremsen, die Motorisierung der Züge sei nicht so sicher wie die der französischen Züge. Das Gegenteil sei der Fall, sagte Eurostar-Chef Jacques Gounon: Mehrere über den Zug verteilte Motoren wie beim ICE seien sicherer als ein einzelner Motor an der Zugspitze. Im Übrigen führen in vielen langen Tunnels, etwa in der Schweiz, Züge mit verteilten Motoren, ohne dass jemand etwas daran auszusetzen habe. Der von Frankreich angezettelte Streit um die neuen Eurostar-Züge habe "ganz klar" einen politischen Hintergrund, sagte Gounon
Der ehemalige französische Verkehrsstaatssekretär Dominique Bussereau, der mit allen Mitteln verhindern wolle, dass Eurostar die Züge des deutschen Industriekonzerns kaufe, komme just aus einem Wahlkreis, in dem der französische Zugbauer Alstom ein großes Werk habe. Aus technischer Sicht spreche nichts dagegen, die von Siemens gebauten Züge im Eurotunnel zwischen Frankreich und Großbritannien einzusetzen, betonte der Eurostar-Chef.
Quelle: ntv.de, rts/dpa/AFP