Wirtschaft

"Neue Eigentümerstrukturen nötig"Banken fehlt Eigenkapital

20.01.2010, 16:30 Uhr

Die deutschen Banken sehen sich momentan nicht in der Lage, höhere Risiken zu tragen. Nach Angaben des Centers for Financial Studies (CFS) der Universität Frankfurt/Main wird die Tragfähigkeit des Eigenkapitals als die eigentliche Achillesferse des deutschen Finanzsystems gesehen.

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Die Skyline von Frankfurt am Main mit den Bankenhochhäusern. (Foto: AP)

Den deutschen Banken fehlt nach eigener Einschätzung vor allem das nötige Eigenkapital, um in diesem Jahr ausreichend Kredite an Unternehmen zu vergeben. Nach einer Umfrage des Center for Financial Studies (CFS) der Universität Frankfurt/Main erwarten 61 Prozent der Banker unter den befragten Finanzplatz-Akteuren eine Verringerung der Kreditvergabe.

Als Hauptgrund dafür machen sie eine zu geringe Kapitalausstattung der Institute aus, um die erwarteten höheren Risiken zu tragen. Banken müssen ihre vergebenen Kredite mit Eigenkapital unterlegen - je wackeliger der Kreditnehmer, desto mehr. "Die Tragfähigkeit des Eigenkapitals wird als die eigentliche Achillesferse des deutschen Finanzsystems gesehen", sagte CFS-Direktor Jan Pieter Krahnen. Sparkassen und Genossenschaftsbanken hätten keinen ausreichenden Zugang zu den Kapitalmärkten. "Im Grund müsste man neue Eigentümerstrukturen schaffen." In Deutschland sind weit weniger Banken börsennotiert als in vielen anderen Ländern.

Wachsender Optimismus

Die Risikokosten bei der Kreditfinanzierung werden dauerhaft steigen, wie 76 Prozent der Befragten erwarten. Dass dies die Unternehmen von der Aufnahme neuer Kredite abschrecken würde, sehen nur knapp die Hälfte der Banker so. "Das spricht eher gegen eine Kreditklemme und für einen nachfragegetriebenen Rückgang", sagte Krahnen.

Grundsätzlich wächst der Optimismus in der Finanzbranche. Der vierteljährlich ermittelte CFS-Finanzplatzindex, der nach dem Muster des Ifo-Konjunkturindex gestaltet ist, liegt mit 108,6 Punkten wieder auf dem Niveau von vor dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008.

Vor allem bei den Banken habe sich die Stimmung verbessert, nachdem der befürchtete Stellenabbau Ende 2009 ausgeblieben sei, sagte Krahnen. Die Finanzkrise sei in der Branche zunächst vergessen. "Damit ist allerdings nicht gesagt, dass die Krise überwunden und die Stabilität unseres Finanzsystems wiederhergestellt ist", warnte der Wissenschaftler.

Merkel signalisiert Zusatzhilfen

Unterdessen erwägt die Bundesregierung bei einer Zuspitzung der Finanzierungsprobleme der Wirtschaft zusätzliche staatliche Hilfen. "Wir werden auch mit den Banken in beständigem Gespräch sein, um die Entwicklung weiter zu verfolgen und gegebenenfalls weitere Maßnahmen durchzusetzen", sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Bundestag.

Konkrete Planungen gebe es zwar derzeit dafür nicht, doch habe die Regierung weitere Instrumente im Blick, auf die sie gegebenenfalls zurückgreifen kann, hieß es in Kreisen der Koalition. Unterdessen kündigte die Deutsche Bank an, bis Ende Januar Details zu dem von ihr vorgeschlagenen Kapitalhilfefonds von Finanzfirmen für den Mittelstand vorzulegen.

Merkel sagte bei der Haushaltsdebatte des Bundestages, die Regierung wisse, dass die Versorgung gerade der kleinen und mittleren Betriebe mit Krediten in dieser Jahr zu einer existenziellen Frage werden könne, um den Aufschwung in die richtigen Bahnen zu lenken. "Wir machen weiter Kredit- und Bürgschaftsprogramme, die Investitionen ermöglichen." In der Wirtschaft ist die Furcht vor noch größeren Problemen bei der Finanzierung von Investitionen und damit vor einer umfassenden Kreditklemme derzeit eine der dominierenden Sorgen.

Quelle: wne/rts