Viele offene BaustellenBanken müssen umschulden
Die Bankenbranche ist aus Expertensicht nach dem Platzen der Kreditblase noch längst nicht in ruhigem Fahrwasser angelangt.
In der Branche würden Ende 2012 bis zu sieben Billionen US-Dollar an Krediten fällig, die unter Umständen zu höheren Kosten umgeschuldet werden müssten, schreibt das "Wall Street Journal" unter Berufung auf eine Studie von Moody's Investors Service.
Weitere drei Billionen US-Dollar würden drei Jahre später fällig. Hier könnte nach Expertenansicht neues Ungemach drohen. Konkrete Angaben zu möglicherweise betroffenen Banken gab es in dem Bericht nicht. Allerdings hieß es darin, dass große US-Institute wie die Citigroup oder die Bank of America erklärt hätten, dass sie keine Probleme sähen, anstehende Refinanzierungen zu schultern.
Versteckte Verluste
Der Internationale Währungsfonds (IWF) verweist unterdessen auf eine weitere Baustelle. Wie es heißt, haben insbesondere die europäischen Banken noch Probleme mit massiven Verlusten, die sich in den Bilanzen verstecken.
"Es bleiben große nicht aufgedeckte Verluste: 50 Prozent sind vielleicht in den Bilanzen versteckt" sagte IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn dem Pariser "Figaro". "Das Verhältnis ist in Europa größer als in den USA." Das Beispiel Japan zeige aber, dass es ohne Säuberung der Bilanzen kein lebhaftes Wachstum geben könne.
Bei einer erneuten Bankenkrise würden die Staaten den Banken nicht wieder mit Milliardenhilfen beispringen.
Veränderung, jetzt oder nie
Strauss-Kahn drängt zudem darauf, die Spekulationssucht der Finanzinstitute einzudämmen. "Die Boni begrenzen und die Finanzwelt moralisieren heißt, die Zukunft vorbereiten", sagte er. Die hohen Prämien für die Spekulanten seien nicht nur ein moralisches Problem, sondern auch ein wirtschaftliches, weil sie zu exzessiven Risiken führten. Außerdem seien sie bei einer erneuten Krise ein politisches Problem. "Wir werden kein zweites Mal erleben, dass hunderte Milliarden US-Dollar in den Finanzsektor gepumpt werden", sagte Strauss-Kahn. "Die öffentliche Meinung und die Parlamente werden es nicht hinnehmen, die Rechnung ein zweites Mal zu bezahlen."
Risikovorsorge vorantreiben
Die Bundesbank äußerte sich skeptisch zur Lage der deutschen Banken. Die in den Bankbilanzen schlummernden Belastungen belaufen sich nach ihren Berechnungen bis Ende kommenden Jahres noch auf bis zu 90 Mrd. Euro. Der Löwenanteil dieser Summe entfällt laut Bundesbank auf Abschreibungen auf Buchkredite. Hier schätzen die Frankfurter Notenbanker den Wertberichtigungsbedarf in ihrem aktuellen Finanzstabilitätsbericht auf 50 bis 75 Mrd. Euro - abhängig vom weiteren Konjunkturverlauf.
Die Verluste der Banken aus Verbriefungen von Krediten - einer Praxis, die durch die Finanzkrise besonders in Verruf geraten ist - dürften nach Meinung der Bundesbank zwar ihren Höhepunkt überschritten haben. Dennoch ergebe sich bis Ende 2010 ein Wertberichtigungsbedarf von zehn bis 15 Mrd. Euro. Die Notenbank betonte zugleich, dass die Verluste und Abschreibungen der Banken bei stärkerer konjunktureller Erholung auch niedriger ausfallen könnten.
Im bisherigen Verlauf der Krise habe die deutsche Finanzwirtschaft bereits Verluste aus Verbriefungsgeschäften von mehr als 90 Mrd. Euro und aus Buchkrediten von knapp 40 Mrd. Euro verkraften müssen, sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Hans-Helmut Kotz.