Stopp! Besser Drachme als Euro
28.08.2012, 12:40 Uhr
1000 Drachmen waren seinerzeit 5,70 DM.
(Foto: dapd)
Wer sagt, dass die Einführung einer neuen Währung etwas Negatives ist? Fehler werden gemacht, um korrigiert zu werden. Nichts muss um jeden Preis gerettet werden, ist alternativlos oder unumkehrbar. Auch wenn die Politik noch versucht, uns das weiszumachen.
Der Abschied vom Euro kann eine Chance sein und Griechenland neue Luft zum Leben verschaffen. Es soll Länder in Europa und sogar in der Europäischen Union geben, denen es ohne Euro sehr gut geht.
Griechenland muss die Chance bekommen, abzuwerten. Im Korsett des Euro ist das nicht möglich. Griechenland kann nur konkurrenzfähig werden, wenn Waren und Dienstleistungen – vor allem der Tourismus – preiswerter werden. Wenn griechische Produkte und Dienstleistungen nicht günstiger werden, gibt es kein Wachstum. Investitionen wird es in Griechenland nur geben, wenn die Unsicherheit gewichen ist. Denn warum sollte ein Investor heute aktiv werden, wenn die Möglichkeit besteht, morgen mehr für den harten Euro, Dollar oder Renminbi zu bekommen?
Den Steuerzahlern und Wählern in den Nordländern ist nicht mehr zu vermitteln, warum ein kaputtes, reformunwilliges und teilweise korruptes System weiter alimentiert werden muss. Die Aufgabe des deutschen Steuerzahlers ist es nicht, griechische Misswirtschaft zu finanzieren. Es gibt weder eine relevante griechische Wirtschaft, die schnell auf Wachstumskurs zu bringen ist, noch werthaltigen Staatsbesitz, dessen Verkauf die erdrückende Schuldenlast mildern könnte.
Andere Staaten haben bereits schmerzhafte Sanierungsmaßnahmen hinter sich und es geht den Bewohnern dort finanziell nicht besser als den Griechen. Das Lohnniveau ist niedriger als in Griechenland, das Renteneintrittsalter höher und die Finanzämter härter. Transfers in den Süden sind daher mehr als unpopulär.
Die sogenannte Euro-Rettung ist de facto sowieso schon gescheitert. An den Märkten wird die Zukunft gehandelt. Das Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro ist längst eingepreist. An den Börsen glaubt schon lange niemand mehr an Griechenland im Euro.
Auch wenn es billiger sein sollte, den maroden griechischen Staat auf Dauer durchzufüttern. Es wäre entwürdigend. Das kann auf Dauer keine Regierung aushalten. Die Griechen würden ihre Selbstachtung verlieren und die junge Generation quasi zur Auswanderung gezwungen.
Griechenland braucht einen Neustart ohne Schulden. Weder wird die Welt untergehen noch die Europäische Union zerbrechen oder der Euro verschwinden, wenn ein kleines, wirtschaftlich eher unbedeutendes Land an der Peripherie eine neue Währung einführt und die restlichen Schulden gestrichen werden
Griechenland muss natürlich auch nach dem Ausscheiden aus dem Euro geholfen werden. Mit großen Summen, über viele Jahre. Aber nicht mit der Gießkanne, sondern zielgenau. Griechenland muss ein funktionierender Staat werden. Dafür braucht es keine weiteren Autobahnen oder andere sinnlose Baumaßnahmen, sondern eine effiziente Verwaltung nach deutschem Muster. Vielleicht steht am Ende des Prozesses dann sogar die Rückkehr in den Euro.
Quelle: ntv.de