Anleger "übertrieben ängstlich" Blackrock empfiehlt europäische Aktien
08.02.2017, 18:30 Uhr
In knapp drei Monaten wird in Frankreich gewählt. Auf was müssen sich Investoren gefasst machen?
(Foto: REUTERS)
Die Furcht der Anleger vor den politischen Risiken in Europa sei übertrieben, sagt der weltgrößte Vermögensverwalter. Europäische Unternehmen könnten sich als die großen Gewinner entpuppen. Die Strategen von Blackrock sagen auch, warum.
Die Stimmung an den europäischen Finanzmärkten ist gedrückt. Nach den Erfahrungen mit dem Brexit-Votum und der US-Wahl sind Investoren nervös: Kopfschmerzen bereiten derzeit vor allem die Präsidentschaftswahl in Frankreich in knapp drei Monaten und die damit verbundenen Gefahren für den Bestand der Eurozone.
Die Anleger halten sich nicht nur mit Aktienkäufen zurück. Auch am Anleihe- und Devisenmarkt schlägt die zunehmende Nervosität durch. Der Finanzriese Blackrock teilt diese Sorgen jedoch nicht. Er hält die Bedenken wegen der politischen Unsicherheiten in Europa für überzogen. Die großen Gewinner der politischen Gemengelage könnten am Ende die europäischen Aktien sein, schreiben die Blackrock-Strategen in ihrem jüngsten Wochenbericht.
Für wachsende Nervosität bei den Anlegern sorgt vor allem ein möglicher Sieg der französischen Rechtspopulistin Marine Le Pen, die in ihrem Wahlprogramm den Ausstieg Frankreichs aus der Eurozone vorschlägt. Die erste Runde der Präsidentschaftswahl findet am 23. April statt. Aus Furcht vor einem Zerfall der Eurozone notieren die Risikoaufschläge für Frankreich-Bonds bereits auf Mehrjahreshoch. Auch im Devisenhandel werden die Wahlen mit Skepsis gesehen. Der Euro wertet zum US-Dollar weiter ab. Zusätzlich für Verunsicherung sorgen auch die Wahlen, die in Deutschland, den Niederlanden und potenziell in Italien anstehen,.
"Die Investoren sind zu skeptisch über die Aussichten in Europa", meint Richard Turnill, Leiter der Anlagestrategie bei Blackrock. Die Risiken durch die Wahlen in Deutschland und Frankreich würden übertrieben wahrgenommen. Er selbst ist optimistisch: "Historisch betrachtet reagieren die Gewinne europäischer Unternehmen stärker auf das Wachstum der Weltwirtschaft als US-Firmen. Das liegt zum einen an den geringeren Gewinnmargen und zum anderen daran, dass Gesellschaften aus Europa stärker in den Schwellenländern und auf dem Weltmarkt insgesamt engagiert sind, als die Konkurrenz aus den Vereinigten Staaten."
Die Gewinnschätzungen in Europa zeigen nach oben, heißt es weiter. Zur Begründung verweisen die Strategen auf den schwächeren Euro, die Aussicht auf ein stärkeres globales Wachstum und die von den USA vorangetriebene sogenannte Reflationierung. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Mischung aus Deregulierung, Investitionen und Steuersenkungen, die die US-Wirtschaft ankurbeln und so Einkommen und Preise wieder erhöhen soll. "Wir glauben, dass europäische Aktien von diesem Reflations-Szenario profitieren werden", so die Experten. Sie stuften die europäischen Papiere auf "Übergewichten" hoch.
Quelle: ntv.de, ddi