Wirtschaft

Mehr deutsches Geld für Athen Cameron befürchtet Euro-Desaster

Nach Ansicht des britischen Premiers Cameron steuert die Eurozone auf eine Katastrophe zu. Der Währungsraum habe nur noch wenige Wochen Zeit, das zu verhindern. Derweil kommt die britische Wirtschaft angesichts des strikten Sparkurses zum Erliegen, die Arbeitslosigkeit steigt.

David Cameron.

David Cameron.

(Foto: REUTERS)

Großbritannien ist zwar kein Mitglied der Eurozone, doch Premierminister David Cameron macht sich über den Zustand des Währungsraums offenbar große Sorgen. Die Mitgliedsländer hätten nur noch Wochen, wenn sie ein wirtschaftliches Desaster vermeiden wollten, sagte Cameron der "Financial Times". "Sie müssen da mit der Panzerfaust ran", präzisierte er.

Cameron sagte, der europäische Rettungsschirm für Pleitestaaten müsse deutlich besser ausgestattet werden. Er schlug vor, den Rettungstopf mit 1,5 oder gar mit 2 Billionen Euro zu füllen, die dann in marode Banken oder Staatshaushalte fließen könnten. Dann könnte der Fonds effektiv Staatsanleihen ankaufen oder auch die Märkte davon abbringen, auf die Zinsen für Staatsanleihen zu wetten.

Tipps für Merkel

Bundeskanzlerin Angela Merkel empfahl er, nicht auf die Stimmen der Wähler zu hören, die nicht noch mehr Geld in Länder wie Griechenland pumpen wollen. "In Zeiten der Krise müssen Sie das Richtige tun, um zu dem Ergebnis zu kommen, das Deutsche und deutsche Politiker, wie ich glaube, wirklich wollen - und das ist eine funktionierende Eurozone." Dazu brauche es auch "glaubwürdige Stresstests" für das Bankensystem. "Sie müssen hart sein, sie müssen den Glaubwürdigkeitstest bestehen", sagte er.

"Die Situation der Weltwirtschaft ist sehr prekär", sagte der Premierminister. "Und die Eurozone trägt zu dieser Unsicherheit und zu diesem fehlenden Vertrauen mehr bei, als sonst irgendetwas", betonte er.

Cameron hat in den vergangenen Wochen mehrfach die Rettungsversuche der Eurozone kritisiert. Die britische Wirtschaft steckt derweil in einer tiefen Krise, auf der Insel wächst der Unmut über die Regierung aus Konservativen und Liberaldemokraten. Die Regierung hat beim Antritt im Mai 2010 einen strikten Sparkurs eingeschlagen, der sich allerdings negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirkt. Zehntausende Jobs gingen verloren. Das Haushaltsdefizit liegt bei mehr als elf Prozent und ist damit das größte der G7-Staaten.

Britische Wirtschaft lahmt

Im zweiten Quartal 2001 wuchs die britische Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorquartal gerade mal um 0,1 Prozent. Gleichzeitig brach die Industrieproduktion um 1,2 Prozent ein und der Binnenkonsum um 0,8 Prozent. Selbst der Lebensmittelriese Tesco musste zum zweiten Mal in Folge Umsatzrückgänge auf dem Heimatmarkt vermelden.

Cameron steckt in einer selbstgewählten Zwickmühle: Ohne Wachstum lässt sich das Defizit nur schwer abbauen. Da mit der Eurozone der wichtigste Handelspartner schwächelt, ließe sich Wachstum vor allem durch staatliche Finanzspritzen und Neuverschuldung erreichen. Doch das schließt die Regierung aus. 40 Prozent der Exporte Großbritanniens gehen in die 17 Länder der Eurozone.

Schuldzuweisungen in Richtung Eurozone waren deshalb schon auf dem Parteitag der Konservativen vor einigen Tagen zu hören: Die wegen der Euro-Krise stotternden Volkswirtschaften in Deutschland und Frankreich seien eine echte Gefahr für Großbritannien, sagte Cameron.

Quelle: ntv.de, jga/dpa/rts

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