Dickes Handelsdefizit China spürt Flaute
10.03.2012, 18:27 Uhr
(Foto: REUTERS)
"Made in China" ist kein Selbstläufer mehr: Die chinesischen Exporte steigen zwar weiter an, doch die Pluszeichen werden kleiner. Daran ist auch die schwache Nachfrage aus Europa schuld. Zugleich schwellen wegen steigender Energiepreise die Importe so stark an, dass das Handelsdefizit auf den größten Stand seit zehn Jahren springt.
China hat im Februar ein massives Handelsbilanzdefizit erwirtschaftet. Mit einem negativen Saldo von 31,5 Mrd. US-Dollar sei das Land zum ersten Mal seit einem Jahr in die roten Zahlen gerutscht, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Das Wachstum der Importe habe die Exporte bei weitem überholt. Im Januar hatte die Handelsbilanz noch einen Überschuss von 27,3 Mrd. Dollar ausgewiesen.
Dieses größte Handelsbilanzdefizit Chinas in einem Jahrzehnt war so von niemandem erwartet worden und kann wohl nur zum Teil mit saisonalen Faktoren erklärt werden. Die Fabriken der Volksrepublik waren im Januar dieses Jahres wegen der Feiern zum chinesischen Neujahr eine Woche lang geschlossen. Doch auch die Nachfrage nach Gütern "Made in China" ging weltweit stark zurück. Die Exporte der Volksrepublik in die von der Schuldenkrise gebeutelte Eurozone etwa seien in den ersten zwei Monaten dieses Jahr um 1,1 Prozent im Vergleich zu 2011 gesunken, berichtete Xinhua.
Auf der Bremse
Die neuen Zahlen zeigen, dass sich die nun bereits ins fünfte Quartal gehende Abkühlung der chinesischen Wirtschaft schneller fortsetzt, als von den meisten Beobachtern und wohl auch von der chinesischen Regierung erwartet. Die Exporte stiegen im Februar zwar im Vorjahresvergleich um 18,4 Prozent auf 114,47 Mrd. US-Dollar, wiesen aber im Vergleich zum Vormonat einen der schwächsten Zuwächse seit vielen Jahren aus. Gleichzeitig wuchsen Chinas Importe im Februar um 39,6 Prozent auf 145,96 Mrd. US-Dollar, berichtete Xinhua unter Berufung auf chinesische Zollstatistiken.
Erst vor wenigen Tagen hatte Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao für Aufsehen gesorgt, als er zum Auftakt der Jahrestagung des Volkskongresses nur noch ein Wachstumsziel von 7,5 Prozent vorgab. Über lange Zeiten war die boomende chinesische Wirtschaft bisher mit zweistelligen Raten gewachsen. Nun kritisierte Wen solch hohe Zuwächse als "unausgewogen, unkoordiniert und nicht aufrechtzuerhalten". Stattdessen rief er die Delegierten dazu auf, die heimische Nachfrage stärker anzukurbeln.
Quelle: ntv.de, nne/dpa