Wirtschaft

Turbulenzen an den Börsen "Das sind Einstiegskurse"

An Chinas Börsen geht es abwärts.

An Chinas Börsen geht es abwärts.

(Foto: AP)

Während die Aktienbörsen in China von einem Tief auf das nächste fallen, geht es auch an den europäischen und amerikanischen Börsen rund. Dafür gibt es eine simple Erklärung, sagt Fondsmanager Stefan Risse.

n-tv.de: An den Börsen in China geht es steil bergab. Was ist das los?

Stefan Riße: In Festland-China gab es eine Überbewertung, die jetzt korrigiert wird. Der chinesische Aktienmarkt notiert noch immer 40 Prozent über dem Vorjahresniveau. Und wo es wild nach oben geht, da geht es auch mal wild nach unten.

Ist das nur eine gesunde Korrektur oder steckt mehr dahinter?

Was die chinesische Wirtschaft betrifft, muss man sich zukünftig auf kleinere Wachstumsraten als bisher einstellen. Unternehmen werden dort weniger Geld verdienen. Das war schon vor ein paar Monaten klar, und jetzt reagiert der Markt darauf.

Stefan Riße ist Vermögensverwalter bei HPM Hanseatische Portfoliomanagement in Hamburg. Er ist Manager des Fonds "Riße Inflation Opportunities UI".

Stefan Riße ist Vermögensverwalter bei HPM Hanseatische Portfoliomanagement in Hamburg. Er ist Manager des Fonds "Riße Inflation Opportunities UI".

(Foto: HPM Hanseatische Portfoliomanagement GmbH)

Die Führung in Peking versucht, diesen Kursrutsch aufzuhalten. Das gelingt ihr aber nicht. Ist das ein Grund zur Sorge?

Nein. Das ist völlig normal. Mit Blick auf die Pariser Börse gibt es einen von André Kostolany übermittelten Satz: "Die Rothschilds können eine Hausse machen, die Baisse aber nie verhindern." Die Maßnahmen, die Chinas Führung ergreift, können nicht funktionieren. Diese Eingriffe in den Markt taugen nicht, um Vertrauen zu schaffen. Und die Börse lebt von Vertrauen.

Das Epizentrum der Börsenturbulenzen ist China. Doch die Auswirkungen sind weltweit zu spüren. Warum?

Weil unglaublich viele Anleger mittlerweile mit Verlust-Begrenzungen arbeiten. Nur so lässt sich diese fast schon absurde Bewegung, die wir gestern an den europäischen und amerikanischen Börsen gesehen haben, erklären. Fundamental ist das nicht zu rechtfertigen. Wir sind in gar keiner Weise in einer Situation wie in der Finanzkrise, als die  Banken in großer Gefahr waren. Es droht keine Kettenreaktion, deren Folgen auf die Realwirtschaft überschwappen können.

Viele Investoren haben aufgrund der in der Vergangenheit immer wieder auftretenden heftigen Rückschläge Stop-Loss-Marken gesetzt. Diese automatischen Verkaufsorders gibt es rund um den Erdball und verschärfen sich gegenseitig. Im Oktober gab es auch einen Einbruch an den Börsen. Als die Stop-Loss-Verkäufe abgearbeitet waren, ging es schnell wieder nach oben.

Einige Börsianer sehen jetzt Einstiegskurse. Sie auch?

Auf jeden Fall. Wir haben eine Dividendenrendite im Dax von deutlich mehr als drei Prozent. Dagegen gibt es für zehnjährige Bundesanleihen mickrige 0,6 Prozent. Selbst für Anleihen der Euro-Peripherie bekomme ich keine zwei Prozent Zinsen. Vor allem in diesem Niedrigzinsumfeld fahren diejenigen langfristig besser, die Aktien haben.

Mit Stefan Risse sprach Jan Gänger

Quelle: ntv.de

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