Wirtschaft

Anleihenprogramm und Zinsen unverändertEZB macht zunächst nichts

08.09.2016, 13:47 Uhr
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Mario Draghi ignoriert die Rufe nach noch mehr Geld. Die Notenbank lässt das Anleihen-Kaufprogramm vorerst unverändert. Nun richten sich die Blicke auf die Ausführungen des EZB-Chefs.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erwartungsgemäß nicht an den Leitzinsen gerüttelt. Der Schlüsselsatz für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Notenbankgeld bleibe bei 0,0 Prozent, teilten die Euro-Wächter in Frankfurt mit. Er liegt bereits seit März auf diesem Rekordtief. Auch die Strafzinsen für Banken veränderte die EZB nicht: Der sogenannte Einlagenzins liegt weiterhin bei minus 0,4 Prozent.

Damit drehen Europas Währungshüter zunächst nicht weiter an der Zinsschraube - obwohl das viele billige Geld die Teuerung nicht wie gewünscht anschiebt. Das Anleihenkaufprogramm wird entgegen der Erwartung vieler Volkswirte zunächst nicht über März 2017 hinaus verlängert.

Die seit März 2015 laufenden Käufe von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren will die EZB zunächst unverändert fortsetzen. 80 Milliarden Euro fließen derzeit monatlich, insgesamt sollen es 1,74 Billionen Euro werden. Gut eine Billion ist bereits investiert. Seit Juni stehen auch Unternehmensanleihen auf dem Einkaufszettel. Das billige Geld soll die Konjunktur ankurbeln und die anhaltend niedrige Inflation wieder in Richtung der EZB-Zielmarke von knapp unter 2,0 Prozent befördern. Denn langfristig niedrige oder gar sinkende Preise gelten als Risiko für die Konjunktur: Unternehmen und Verbraucher könnten Investitionen aufschieben, weil sie erwarten, dass es noch billiger wird.

Im August lag die jährliche Teuerungsrate im Euroraum gerade einmal bei 0,2 Prozent. Daher hatten viele Volkswirte damit gerechnet, dass die Notenbank das Anleihenkaufprogramm nochmals verlängern wird. Allerdings erklärt sich die Mini-Inflation zum Großteil mit dem niedrigen Ölpreis. Dazu kommt: Die Wirtschaft verdaute den Brexit-Schock besser als erwartet. Am 23. Juni hatten sich die Briten mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass ihr Land die Europäische Union verlässt. Der genaue Austrittsprozess ist noch offen.

Quelle: jwu/dpa/rts

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