Drei Wochen Ruhe, dann Streik GDL kündigt langen Arbeitskampf an
09.09.2014, 08:57 Uhr
Erste Warnstreiks haben in den vergangenen Wochen Tausende Fahrgäste aufgehalten.
(Foto: dpa)
Bis Ende September könnten Bahnreisende von Streiks verschont bleiben, kündigt die Lokführergewerkschaft GDL an. Doch danach könnte der Schienenverkehr wochenlang lahmgelegt werden. Sogar ein Ex-Funktionär übt scharfe Kritik am Vorgehen der GDL.
Wegen der Vorbereitung einer Urabstimmung will die Lokführergewerkschaft GDL einem Bericht zufolge vorerst nicht erneut streiken. Die "Hannoversche Allgemeine Zeitung" schreibt unter Berufung auf Gewerkschaftskreise, die Kunden der Deutschen Bahn könnten davon ausgehen, dass es knapp drei Wochen lang keine neuen Warnstreiks der GDL geben werde. Danach allerdings stehe voraussichtlich ein längerer Arbeitskampf mit schweren Störungen im Zugverkehr bevor.
Die GDL will dem Bericht zufolge gegen Ende dieser Woche den Weg für eine Urabstimmung frei machen. Bis dahin würden die Gremien der Gewerkschaft tagen. Bis Donnerstag wolle sich die GDL mit Stellungnahmen zurückhalten. Während der rund 14 Tage dauernden Urabstimmung wolle die GDL dann auf weitere Protestaktionen verzichten.
Am Samstag hatte ein dreistündiger Warnstreik von Lokführern und Zugbegleitern den Bahnverkehr in Deutschland weitgehend lahmgelegt. Rund tausend Züge waren betroffen, bis zum Nachmittag kam es zu Verspätungen im Bahnverkehr.
Ex-GDL-Chef kritisiert Weselsky scharf
Der ehemalige Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Manfred Schell, übte unterdessen scharfe Kritik am Kurs des GDL-Vorsitzenden Claus Weselsky. Dieser verhalte sich, "als rufe er zum heiligen Krieg auf", sagte Schell der "Bild"-Zeitung. "Weselsky muss sofort zurücktreten." Schell kritisierte vor allem die Forderung der GDL-Spitze nach Arbeitszeitverkürzungen. Weselsky solle sich vielmehr um Neueinstellungen bei den Lokführern bemühen. "Das ist doch schizophren. Wenn ich die Stundenzeit reduziere, ohne neue Lokführer einzustellen, müssen alle mehr Überstunden machen", sagte der ehemalige GDL-Vorsitzende.
Die GDL fordert von der Bahn fünf Prozent mehr Lohn und eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um zwei auf 37 Stunden. In dem Tarifkonflikt geht es aber nicht nur um höhere Löhne, sondern vor allem um einen Machtkampf zwischen GDL und der konkurrierenden Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Die GDL ist Mitglied im Beamtenbund, die EVG gehört zum Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Sie streiten darum, wer für welche Mitarbeitergruppe die Verhandlungen führen darf.
Quelle: ntv.de, nsc/AFP