Zögerliche Touristen Griechenland-Urlaub wird billiger
18.06.2012, 15:52 Uhr
(Foto: REUTERS)
Die Reisebranche will deutsche Touristen mit Rabatten nach Griechenland locken. Denn viele Urlauber machen wegen der Krise einen Bogen um das Mittelmeerland.
Urlaub zwischen Thessaloniki und Kreta ist angesichts der Krise derzeit zum Sparpreis zu haben. Da viele deutsche Urlauber wegen der Nachrichten nicht nach Griechenland fahren wollen, fallen die Preise. "Man kann derzeit so günstig wie nie dorthin reisen", sagte ein Sprecher des Reisekonzerns Thomas Cook. Hoteliers hätten ihre Preise um bis zu 20 Prozent gesenkt, auch Fluggesellschaften verlangten weniger.
Griechenland stand bei deutschen Urlaubern bislang hoch im Kurs. 2011 rangierte das Land auf der Hitliste der beliebtesten Reiseziele nach Angaben des Branchenverbands DRV auf Rang sieben. Die Schuldenkrise hat das aber geändert. Die Bilder von Demonstrationen und Streiks sowie die Ungewissheit, ob das Land in der Eurozone bleibt, jagten vor allem deutschen Urlaubern Angst ein. Die Reisebranche trug auch selbst ihren Teil zu der Verunsicherung bei. So hatte Tui Touristen empfohlen, zusätzliche Euro-Reserven in das südeuropäische Land mitzunehmen. Damit könnten sie vorsorgen, falls die Versorgung mit Drachmen bei einem Ausstieg des Landes aus dem Euro nicht flächendeckend gesichert sei.
Enttäuschender Beginn
Der Auftakt des Sommergeschäfts war dementsprechend mau. Zum Start der Saison hätten die Buchungen bis zu 30 Prozent unter dem Vorjahresniveau gelegen, sagte eine Sprecherin von Tui Deutschland. Seit einigen Wochen zögen die Buchungen aber wieder an. Ein Grund sei, dass die Preise um bis zu zehn Prozent gesenkt wurden. "Wir hoffen jetzt auf ein starkes Last-Minute-Geschäft", ergänzte sie.
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, nachdem die Konservativen in dem Land am Sonntag die Wahlen gewonnen hatten. "Das dürfte für eine Stabilisierung der Reisebuchungen sorgen", gab sich eine DRV-Sprecherin zuversichtlich. Und selbst wenn die politische Lage in Athen eskalierte, dürften die meisten Urlauber aus der Bundesrepublik davon nichts mitbekommen. Mehr als 90 Prozent von ihnen fahren nach Aussagen des Thomas-Cook-Sprechers direkt auf die griechischen Inseln.
Der Tourismus ist für die griechische Wirtschaft ungemein wichtig - rund ein Fünftel des Bruttosozialprodukts von 230 Mrd. Euro entfällt auf die Branche. Rückläufiger Tourismus hat deshalb harte Folgen. Die Hauptgründe für die sinkenden Buchungen seien die Verunsicherung im Ausland, ob Griechenland in der Eurozone bleibt, sowie die negative Berichterstattung aus Athen, wie Beschäftigte in der griechischen Tourismusbranche sowie der Verband der griechischen Tourismusunternehmen mitteilten.
"Einige übertragen Bilder aus Griechenland, als wäre das Land im Bürgerkrieg. Nur haben wir hier auf Rhodos davon nichts gemerkt", sagt Christos Pilatakis, Hoteldirektor in einem Ressorthotel. "Die letzte Demonstration war im Februar in Athen. Seitdem hat es im ganzen Land kein nennenswertes Problem gegeben."
Verunsicherte Urlauber
Dennoch fordert die unsichere Gesamtlage, ob Griechenland im Euroland bleibt und eine handlungsfähige Regierung bekommt, ihren Tribut. In den ersten vier Monaten des Jahres sind die Ankünfte auf den zwölf wichtigsten griechischen Flughäfen um 5,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Von Januar bis April kamen damit rund 2,3 Mio. Touristen nach Griechenland. "Die Stammkunden kommen weiter, weil sie wissen, was hier wirklich läuft", sagt Pilatakis.
Verunsicherung herrscht auch in Deutschland: Im vergangenen Jahr flogen 2,5 Mio. Deutsche nach Griechenland. Das waren rund 300.000 mehr als 2010. Die Vorausbuchungen für das laufende Jahr liegen nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes aber rund 20 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Viele Hotels öffneten erst Mitte Mai statt Mitte April weil sie zu wenige Buchungen hatten. Am meisten leidet Athen. Hier ist der Tourismus nach offiziellen Angaben um 13,3 Prozent zurückgegangen.
Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa